Mit Worten ist nur schwer zu beschreiben, was sich an diesem Nachmittag im Münchener Audi Dome abspielte. Festhalten lässt sich aber eines: ratiopharm ulm hat dem Favoriten mit viel Herzblut, Moral und einer starken Leistung in der zweiten Halbzeit alles abverlangt. Und das, obwohl den Ulmern mit Per Günther, Chrissi Philipps und Tommy Klepeisz, der sich im Spiel gegen Bonn eine Schulterverletzung zuzog, wichtige Leistungsträger nicht zur Verfügung standen. „Ich möchte meinem Team ein großes Lob aussprechen, weil sie heute Charakter bewiesen haben. Wir haben gegen ein extrem starkes EuroLeague-Team gespielt, das im Gegensatz zum Spiel am vergangenen Freitag in Bestbesetzung angetreten ist. Wir waren heute ein ehrlicher Herausforderer und hatten mehrfach die Chance, das Spiel zu gewinnen“, zollt Head Coach Lakovic seinem Team Tribut. In den entscheidenden Minuten am Ende der regulären Spielzeit und der ersten Overtime gelang es seinem Team jedoch nicht, eine Führung über die Zeit zu bringen. „Dass wir heute nicht als Sieger vom Feld gegangen sind, liegt vor allem auch daran, dass wir in einigen wichtigen Momenten unsere Emotionen nicht kontrollieren konnten“, so Lakovic. Was dann in den letzten Sekunden des Krimis passierte, ist an Kuriosität kaum zu überbieten: Denn obwohl Wade Baldwin in zwei aufeinanderfolgenden Situationen erst sein viertes und dann sein fünftes Foul beging, verpassten es die Schiedsrichter bzw. das Kampfgericht, den Guard vom Feld zu verweisen, sodass dieser noch 1,5 Sekunden lang auf dem Parkett stand. Erst nach den anschließenden Freiwürfen von Obst fiel den Offiziellen der Fehler auf. Nachdem Münchens Radosevic fünf Sekunden vor dem Ende zwei Freiwürfe verfehlt hatte, bekamen die Ulmer dann trotzdem noch eine letzte Chance auf den Final-Einzug: John Petrucelli verfehlte den letzten Dreier-Versuch jedoch, woraufhin die Zeit endgültig abgelaufen war. Der Ulmer Protest gegen die Wertung des Spiels wurde von der Liga-Jury im Anschluss an das zweite Halbfinale abgewiesen. „Die Entscheidung war zu erwarten. Allerdings sind wir keine Breitensportveranstaltung. Das ist eine Pokalendrunde und da erwartet man von allen Spielbeteiligten eine andere Leistung. Die Entscheidung ändert nichts daran, dass wir uns benachteiligt fühlen. Jetzt heißt es sich auf die Playoffs zu konzentrieren“, kommentiert Geschäftsführer Dr. Thomas Stoll.
Offizielle Begründung der Liga-Jury:
„Ein Spieler, der fünf Fouls begangen hat, muss darüber von einem Schiedsrichter informiert werden und sofort aus dem Spiel ausscheiden (Art. 40 Abs. 1 der FIBA Regeln). Dies ist erst nach der nächsten Spielunterbrechung geschehen. Bis dahin hat der Spieler Baldwin IV, wenn auch nur für sehr kurze Zeit (Sekunden) regelwidrig am Spiel teilgenommen. Die FIBA Regeln sehen für einen solchen Fall keine Strafe vor, nicht gegen den Spieler, nicht gegen die Bank und auch nicht gegen das Kampfgericht. Für seine regelwidrige Teilnahme war keine Strafe zu verhängen. Der Spieler Baldwin IV musste nach Entdeckung seiner regelwidrigen Teilnahme das Spielfeld verlassen, ohne dabei die gegnerische Mannschaft zu benachteiligen (Regelinterpretation Art. 36 Abs. 15 der FIBA). Dies ist geschehen.“