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Am Ende fehlt die Kraft

ratiopharm ulm verliert nach zweifacher Verlängerung in Oldenburg und vergibt in der ersten Overtime die Chance, den Sack zuzumachen.

  • Zweites Spiel über 50 Minuten in 72 Stunden 
  • Marathon-Mann Dwayne Evans liefert 24 Punkte und 10 Rebounds ab
  • Routinier Rickey Paulding mit 10 von 29 Punkten in der 2. Verlängerung 
Mehr Basketball geht fast nicht. Innerhalb von 72 Stunden muss ratiopharm ulm zwei Mal in die doppelte Verlängerung. Im Gegensatz zum EuroCup-Thriller reichte es bei den EWE Baskets nicht für den Sieg. Während Ismet Akpinar wie schon gegen Istanbul am Ende aufdrehte und in den letzten zehn Minuten drei Dreier einstreute, war es erneut Rickey Paulding, der am Ende den Unterschied ausmachte. „Am Ende hat Rickey Paulding wichtige Würfe getroffen, bei denen ich nicht den Eindruck hatte, dass wir die schlecht verteidigt hätten“, zollt Thorsten Leibenath dem 35-Jährigen Respekt, dem in den letzten fünf Minuten 10 Punkte gelangen. 

„Am Ende hat Paulding wichtige Würfe getroffen, die nicht schlecht verteidigt waren.“ Thorsten Leibenath

„Wir haben wieder Charakter gezeigt, aber das zehrt an den Kräften“, sagt Ismet Akpinar, der mit 21 Punkten zweitbester Ulmer Scorer war. „Auch wenn wir auswärts spielen, dürfen wir es nicht zulassen, dass Oldenburg eine so hohe Führung herausspielt“, so der Nationalspieler. ratiopharm ulm, das zeitweise mit 14 Punkten zurücklag, kämpfte sich zurück, musste aber gegen Ende des Spiels dem Kräfteverschleiß Tribut zollen, was sich insbesondere in den letzten Aktionen der beiden Verlängerungen bemerkbar machte. „Die Overtime vom Mittwoch hat auch dafür gesorgt, dass uns ein paar Körner gefehlt haben“, so Leibenath. 
Will Cummings bei einem seiner schwer zu verteidigenden Drives. Foto: Ulf Duda
Nach einem schwachen Start mit vier erfolglosen Angriffen (9:3) dauerte es bis zur sechsten Minute, ehe ratiopharm ulm durch Ryan Thompson erstmals in Führung ging (13:14). Und wie angekündigt, schickte Leibenath mit Max Ugrai und Per Günther zwei Spieler früh aufs Parkett, die bei beim 50-Minuten-Match gegen Istanbul weniger Minuten gegangen waren. Während Ugrai die Führung verteidigte, war es zum Viertelende das Match-up zwischen Gavin Schilling und Rasid Mahalbasic, dass die Oldenburger zur knappen Viertelführung (24:20) ausnutzten. 

Wer ratiopharm ulm indes am meisten Problem bereitete, war zunächst Will Cummings. Der Mann, der vom EuroCup-Champion Darussafaka Istanbul nach Oldenburg gewechselt war, umkurvte seine Gegenspieler regelmäßig und legte seine Punkte zehn und elf zum 28:22 ab. Überhaupt waren es die Oldenburger Attacken direkt zum Korb, die die Ulmer Verteidigung vor Probleme stellte. So auch der Drive von Vojdan Stojanovski, den der Guard an der Freiwurflinie zur ersten zweistelligen Führung der Baskets ummünzte (32:22, 14.). Wenngleich ratiopharm ulm bis Ende des zweiten Viertels nie in Fahrt kam, waren die Gäste – angeführt von Pat Miller (10 Punkte zur Halbzeit) – immer in Schlagdistanz. Mit einer etwas besseren Dreierquote (3/13) wäre für die Uuulmer zur Halbzeit noch mehr drin gewesen (46:41).  
Ismet Akpinar war mit 21 Punkten zweitbester Ulmer Werfer gegen Oldenburg. Foto: Ulf Duda
Doch anstatt nach der Pause aufschließen zu können, verzettelten sich die Gäste zu oft in Einzelaktionen und ließen die EWE Baskets wieder auf zehn Punkte davonziehen (54:44, 24.). Auch Thorsten Leibenath war aufgefallen, dass sein Team die vorhanden „PS nicht auf die Straße“ brachte. „Wir sind zu passiv“, ermahnte der Head Coach sein Team in der Auszeit. Und die Ansprache zeigte Wirkung: Nach einem typischen Green-Dunk aus dem dritten Stockwerk, folgten ein Akpinar- und dann ein ganz weiter Krämer-Dreier und plötzlich war der Rückstand auf 60:56 geschmolzen (28.).  

Und im vierten Durchgang klappte dann auch endlich einmal der Start. Als Günther seine ersten drei Punkte auf die Anzeigetafel brachte, war das Spiel erstmals seit dem ersten Viertel wieder ausgeglichen (65:65). Die Gäste konnten sich in dieser Phase vor allem auf ihre Verteidigung verlassen und gingen in der 35. Minuten durch Evans erstmals wieder in Führung (68:69). Doch wieder waren es die Gastgeber, die davonzogen und die Ulmer einem Rückstand hinterherlaufen ließen (75:69). Doch weil Evans flinker war als Mahalbasic und Akpinar und Reinhardt von der Linie die Nerven behielten, ging das Spiel beim Stand von 77:77 in die Verlängerung. 

„Wir haben wieder Charakter gezeigt, aber das zehrt an den Kräften“, Ismet Akpinar.

Hier waren es zunächst die Ulmer, die getragen von zwei Akpinar Dreiern den Ton angaben (84:88). Als Franz Massenett den ersten Oldenburger Feldkorb der Verlängerung per Dreier – und übers Brett – versenkte, war der Vorteil dahin (88:88). In der darauffolgenden Auszeit forderte Mladen Drijencic dann: „Rickey finish this.“ Erst warf der Amerikaner sein Team von der Freiwurflinie in die zweite Verlängerung, dann war Paulding von keinem Ulmer mehr zu kontrollieren. Wenngleich Akpinar noch einmal ein Dreier gelang und auch Evans ein letztes Mal die Energie für einen Dunking aufbrachte, fehlte am Ende die Kraft. So ließen die Ulmer – die im ganzen Spiel lediglich 5 Offensivrebounds abgaben – 24 Sekunden vor dem Ende Oldenburg zweimal in Folge ihre verworfenen Würfe einsammeln und den Ball so irgendwie zu Paulding zu bringen, der zum 101:99 ablegte. 

Im Fokus Es war wie schon so oft Rickey Paulding, der gegen Ulm groß aufspielte. Hatte der 35-Jährige in den vergangen fünf Partien im Schnitt 20 Punkte aufgelegt, waren es nun 29 Zähler. Das erhoffte Duell zwischen Paulding und Javonte Green fand selten statt, da der Ulmer früh foulbelastet war und Paulding bei seinen 10 Punkten in der zweiten Overtime gar nicht mehr verteidigen konnte. Verdient zum „Man of the Match“ wurde indes Dwayne Evans gewählt. Hatte der Forward schon gegen Istanbul 30 Minuten auf dem Feld gestanden, waren es in Oldenburg mehr als 40 Minuten. Mit 24 Punkten, 10 Rebounds und einem Effektivitätswert von 37 war Evans der beste Ulmer. 
Dwyane Evans lässt es krachen. Foto: Ulf Duda
Thorsten Leibenath (Head Coach ratiopharm ulm): „Wenn ein Spiel über zwei Verlängerungen geht, dann ist es nicht ganz von der Hand zu weisen, dass es auch hätte anders ausgehen können. Wir haben viel investiert, sind in der zweiten Halbzeit deutlich besser zurückgekommen. Da haben wir dann die Defensive gespielt, die ich mir vorstelle. Wir hatten die Chance bei vier Punkten Vorsprung den Sack zu zumachen. Am Ende hat Rickey Paulding wichtige Würfe getroffen, bei denen ich nicht den Eindruck hatte, dass wir die schlecht verteidigt hätten. In der letzten Overtime hat der Kräfteverschleiß Spuren hinterlassen, Fotu kämpft mit einem Virusinfekt. Und die Overtime vom Mittwoch hat auch dafür gesorgt, dass uns ein paar Körner gefehlt haben.“

Mladen Drijencic (Head Coach EWE Baskets Oldenburg): „Es ist schwer, so ein Spiel in Worte zu fassen. Wir haben ein sehr gutes Spiel gesehen. Das war Werbung für den deutschen Basketball. Für uns war es sehr unangenehm, diese kleine Aufstellung der Ulmer zu verteidigen. Grundsätzlich müssen wir an unserem Foul-Management arbeiten und wir brauchen mehr Geduld in unserem Spiel. Jetzt haben wir eine gute Ausgangsposition für die kommende Woche."

Und sonst? Und wieder nur 72 Stunden später tritt ratiopharm ulm erneut an. Am kommenden Dienstag geht es um 19.30 Uhr im EuroCup gegen Monaco weiter. Tickets für den zweiten Ulmer EuroCup-Auftritt gibt es ab 7,50 Euro unter shop.bbu01.com. 
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