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Der Run kommt zu spät

ratiopharm ulm verliert erneut in der easyCredit BBL und wacht nach 27 schwachen Minuten erst im Schlussviertel auf.

  • Nach gutem Start geben die Gastgeber das Spiel im dritten Viertel (17:31) aus der Hand.  
  • Javonte Green mit 31 Punkten, sieben Rebounds und vier Steals Topscorer.
  • 18:0 Lauf zu Beginn des 4. Viertels bringt ratiopharm ulm auf zwei Punkte heran.   
Eigentlich hatte sich ratiopharm ulm auf einem guten Weg gewähnt. Nach wettbewerbsübergreifenden drei Siegen in Serie schienen die Ulmer nach einem erfolglosen Saisonstart aus dem Gröbsten heraus. Doch die MHP Riesen – die ihrerseits seit einem Monat (0-10 Siege) nicht mehr gewonnen hatten, beraubten die Gastgeber ihrer Illusion. „Wer glaubt, dass Ludwigsburg aufgrund der Niederlagenserie kein guter Gegner ist, der ist naiv“, ärgerte sich Head Coach Thorsten Leibenath über die Einstellung seiner Mannschaft, die über 27 Minuten „einen Dreck“ gespielt habe. Dabei war es vor allem die Sorglosigkeit seiner Akteure, die den 43-Jährigen zur Weißglut trieb. So sicherte sich sein Team zwar 13 Offensivrebounds, ließ aber gleichzeitig 15 Offensivrebounds von Ludwigsburg zu. Auch der über weite Strecken aufgebaute Ulmer Druck – der die Gäste 19 Mal den Ball verlieren ließ – lief ins Leere. 15 Ulmer Ballverluste und eine Dreierquote von 30 Prozent (bei immerhin 23 Versuchen) sprechen nicht von einer guten Chancenverwertung. 

„Wir konnten heute, was Energie und Intensität angeht, nicht an die letzten beiden Spiele anknüpfen.“ Per Günther

13 Offensivrebounds geholt und trotzdem die Lufthoheit abgegeben. Foto: Florian Achberger
Während nach dem Spiel die Ludwigsburger „Derby-Sieger, Derby-Sieger“ skandierten, gab es die ersten Ulmer-Ulmer-Sprechchöre schon nach knapp drei Minuten. Mit mächtig Power waren die Gastgeber in das erste Viertel gestartet und hatten so nicht nur die 6.200 Fans in Stimmung gebracht, sondern auch Gäste-Coach John Patrick zur Auszeit gezwungen (10:5). Doch die Ulmer Drangphase ging direkt über in eine Serie von überhasteten Zuspielen (5 Turnover in Viertel eins), die Ludwigsburg umgehend bestrafte – und zwar mit einem 13:0-Run (10:18, 4. Min). Jetzt war es Thorsten Leibenath, der sein Team zur Auszeit bat. Erst in der 8. Minute brach Ryan Thompson den offensiven „slump“ von der Freiwurflinie (12:18). Doch das Viertel endete, wie es begonnen hat: Seinen fünf Punkten in Folge zu Spielbeginn ließ Javonte Green sieben Zähler in Serie zum Viertelende (21:24) folgen. 
Kampf ja - Kontrolle nein. Die Ulmer Energie verpufft. Foto: Harry Langer
In der Folge blieb der Korb für die Ulmer wie vernagelt. Trotz einer Serie von Chancen und Versuchen (6/18 FG) gelang der erste Feldkorb in Viertel zwei erst nach 4:37 Minuten. Da die Gastgeber zu diesem Zeitpunkt bereits die Teamfoulgrenze überschritten hatten, fiel es Ludwigsburg leicht, die Führung auszubauen (25:32, 15.). Während auf Ulmer Seite ein Dreipunkteversuch von David Krämer schier endlos lang im Ring kreiste, um dann heraus zu rollen, brachte Malcom Hill im Gegenzug zwei von drei Freiwürfe zum 29:40 im Korb unter. Wie glücklos stark verteidigende Ulmer agierten, illustrierte der folgende Angriff: Der in der Verteidigung erbeutete Ball flutschte Dwayne Evans beim Pass auf den heranfliegenden Green durch die Finger. Statt eines Ulmer Highlights punkteten die Gäste. 

Und der Beginn der zweiten Halbzeit (35:43) bot wenig Anlass zur Hoffnung: Während ein Dreier von Evans sich aus dem Korb herausdrehte, legte Ludwigsburg eine staubtrockene 2:7-Serie hin (34:50, 22.). Wenngleich Green nun Verantwortung übernahm und bereits in der 24. Minute seinen 26. Punkt erzielt hatte, wurde der Rückstand nicht kleiner (43:56). Im Gegenteil: Ulm versuchte sein Glück vergeblich aus der Distanz und Ludwigsburg kontrollierte das Spiel über sichere Abschlüsse in der Zone (47:62, 27.). Und es sollte noch schlimmer kommen: Kurz vor Ende des dritten Durchgangs hatten sich die Gäste mit 19 Punkten abgesetzt, ehe Donatas Sabeckis den Ball kurz hinter der Mittelline losließ, um ihn per Buzzer-Beater zum 52:74 zu versenken.  
Javonte Green war mit 31 Punkten Topscorer der Partie. Foto: Marcel Merli
Als niemand mehr einen Pfifferling auf die Ulmer gab, wachten sie plötzlich auf und brannten ein Feuerwerk ab, das ein einseitiges Spiel wieder zu einem knappen machte. Mit einer Serie von Ballgewinnen (insgesamt vier im letzten Viertel), setzten die Gastgeber Ludwigsburg enorm unter Druck. Und endlich belohnten sich die Gastgeber auch für ihren Einsatz: Nachdem Fotu zwei Freiwürfe vergeben hatte, legte ratiopharm ulm in drei Minuten einen 12:0-Lauf hin, den sie nach einem Dreier von Günther und einem anschließenden And-One-Play des Kapitäns auf 18:0 ausbauten. Als noch sechs Minuten auf der Uhr standen, war ratiopharm ulm bis auf 70:74 herangekommen. Kurze Zeit später machte Akpinar mit einem Dreier das Spiel endgültig zum Krimi (79:81, 37.). Doch hier endete der Ulmer Run. Zwei Ludwigsburger Dreier und drei Ulmer Ballverluste ließen die so mühsam aufgebaute Energie schlagartig verpuffen.   

Im Fokus Auch als Back-up Point Guard ist Per Günther noch in der Lage, Spielen seinen Stempel aufzudrücken. Hatte der 30-Jährige gegen Gießen schon mit drei Dreiern in 80 Sekunden auf sich aufmerksam gemacht, war es auch gegen Ludwigsburg der Kapitän, der seine Mannschaft anführte. Mit 11 von 18 Punkten war Günther maßgeblich am Ulmer Comeback beteiligt.  Dabei war Günther – gemessen an seinen 17 Minuten Einsatzzeit –  auch der effektivste Ulmer: Bei einem Fehlwurf (5/6), zwei Rebounds und zwei Assists beendete Günther das Spiel ohne Ballverlust. 

„Eigentlich müssen wir die Mannschaft sein, die kratzt und beißt und sich voll reinhaut.“ Thorsten Leibenath

Thorsten Leibenath: „Nach den ersten fünf Minuten sind wir auf unerklärliche Weise komplett eingebrochen. In den folgenden 27 Minuten haben wir einen absoluten Dreck gespielt. Die Einstellung hat in dieser Phase überhaupt nicht gestimmt. Gerade wenn man sich vor Augen führt, in welcher Situation wir uns gerade in der Liga befinden, ist dieser Auftritt heute inakzeptabel. Eigentlich müssen wir die Mannschaft sein, die kratzt und beißt und sich voll reinhaut. Auch wenn uns im letzten Viertel nochmal ein kleiner Run gelungen ist, kann ich mit der Leistung heute überhaupt nicht zufrieden sein.“

Per Günther:  „Wir konnten heute, was Energie und Intensität angeht, nicht an die letzten beiden Spiele anknüpfen. Uns fehlt es zurzeit einfach an Konstanz und wir schaffen es nicht, den Basketball zu zeigen, den wir uns vornehmen. Wenn man 90 Punkte kassiert, wird es immer schwierig, Spiele zu gewinnen. Aber auch offensiv haben wir heute keinen Rhythmus gefunden. Es wird jetzt am Wichtigsten sein, uns als Mannschaft weiter zu finden, um in der Liga erfolgreich zu sein, um das Ziel Playoffs erreich zu können.“

Uns sonst? Basketball ist ein Spiel der Läufe – das ist bekannt. Basketball ist aber auch ein Spiel der extremen Körpergrößen. War am Mittwoch mit Roter Stern Belgrad der 2,16 Meter große Centerhüne Micheal Ojo mit seinen knapp 40 Zentimeter langen Füßen zu Gast, brachte Ludwigsburg den nur 1,68 Meter kleinen Aufbauspieler Jordon Crawford mit. Der wieselflinke Amerikaner trug beim Warm-up ein T-Shirt mit der Aufschrift „I can do everything“ und bewies auch im Spiel (7 Punkte, 6 Assists), dass Größe im Basketball nicht der entscheidende Faktor ist. 
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