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Ohne vier am Ende ohne Chance

ratiopharm ulm verliert in Istanbul und verfehlt nach einer fulminanten Anfangsphase die ersten 13 Dreipunkteversuche.

  • Ohne die verletzten Dwayne Evans, Bogdan Radosavljevic und Gavin Schilling fehlen Ulm die Zentimeter. Kurzfristig fällt auch Per Günther aus. 
  • Galatasaray Istanbul gewinnt das Rebound-Duell überdeutlich mit 47:27.  
  • Viele Fehler auf beiden Seiten: Istanbul mit 19 Ballverlusten, Ulm lässt zehn Punkte an der Freiwurflinie liegen. 
Mit einem Blick auf die Statistiken wird der Grund für die vierte Ulmer Niederlage im 7DAYS EuroCup schnell verständlich: Mit einer Zweier-Quote von 40 Prozent (16/40) und einem Dreierquotienten von 17 Prozent (4/23) ist es schwer, auswärts zu gewinnen. Dass ratiopharm ulm dennoch 90 Sekunden vor dem Ende der Partie die Chance hatte, auf einen Punkt zu verkürzen (66:64), erzählt den weniger offensichtlichen Teil dieses Spiels, in dem Istanbul den Gästen mit 19 Ballverlusten immer wieder die Möglichkeit bot, den Anschluss zu wahren. Doch so wie Thompson, der an beiden Enden des Feldes ein starkes Spiel lieferte, den Freiwurf zum 66:65 vergab, ließ sich auch die gesamte Ulmer Mannschaft letztlich zu viele Chancen durch die Lappen gehen. Am deutlichsten fiel das beim Rebounding auf. Und hierfür gab es einen nachvollziehbaren Grund. 

„Ohne vier Leistungsträger hat uns Qualität und Größe gefehlt.“

Mit Dwayne Evans, der ebenso wie Bogdan Radosavljevic und Gavin Schilling verletzungsbedingt erst gar nicht nach Istanbul mitgereist war, fehlte ratiopharm ulm sein bester Rebounder. Dass dann auch noch Per Günther kurzfristig ausfiel, schmerzte in einem zerfahrenen Spiel zusätzlich. „Ohne vier Leistungsträger hat man gemerkt, dass uns etwas Qualität und Größe gefehlt hat“, räumt Head Coach Thorsten Leibenath ein. Wobei es zu Beginn der Partie gar nicht danach aussah, als ob sich sein Team von den personellen Problemen beeindrucken lassen würde. 

Nach einem rasanten Start und drei Abschlüssen ohne Fehlwurf führte ratiopharm ulm nach zwei Minuten mit 0:6. Doch dann ging acht Minuten lang offensiv fast gar nichts mehr. Nach dem Blitzstart erzielten die Gäste im ersten Viertel keinen weiteren Feldkorb (0/6 3er, 20% 2er). Verlassen konnte sich ratiopharm ulm indes auf seine starke Verteidigung und die Treffsicherheit von der Linie (6/7). Den Türken reichte dann aber ein 5:0-Lauf, um die schwache Ulmer Feldwurfquote zum Ende des ersten Viertels zu bestrafen und mit einer 15:11-Führung in die erste Pause zu gehen. Je länger das Spiel dauerte, umso mehr wirkte sich die mangelnde Durchschlagskraft der Ulmer aus. Wenngleich das Team defensiv weiterhin ackerte – und so auch in einer Szene eine Vier-gegen-Fünf-Unterzahl-Situation überstand – trafen die Gäste aus dem Feld weiterhin kaum. So dauerte es bis 18 Sekunden vor Ende des zweiten Viertels, ehe Green nach einem Steal den vierten Ulmer Feldkorb des zweiten Viertels erzielte. Mit dem 34:27-Halbzeitstand hatte ratiopharm ulm fast das Optimum aus einer ersten Halbzeit herausgeholt, in der in 13 Versuchen kein einziger Distanzwurf durch die Reuse fiel. 
Ismet Akpinar im Duell mit Tai Webster. Foto: ALi KEMERTAS
Dann fielen die Dreier plötzlich: Mit je einem Distanzwurf von Akpinar und Green brachten sich die Gäste wieder in Schlagdistanz. In der 26. Minute verkürzte dann Fotu mit einem Tip-In sogar auf 43:41. Doch was nun offensiv besser lief, klappte in der Verteidigung nicht mehr ganz so gut: So nutzten die Türken einige Ulmer Ballverluste zu Schnellangriffen und setzten der Aufholjagd der Gäste einen 13:2-Lauf entgegen (56:43). Das Schlussviertel eröffnete Gala so mit einem Acht-Punkte-Vorsprung. 

Im finalen Durchgang bauten die Türken ihren Vorsprung dann zunächst aus (64:55, 34.), ehe ratiopharm ulm mit einer 5:0-Serie verkürzte. Doch die sich nun bietenden Chancen konnten die Gäste nicht nutzen: Auf zwei Ulmer Abschlüsse ohne Zählbares folgte ein unsportliches Foul, mit dem Isaac Fotu jedoch nicht das 66:59 verhindern konnte. Nachdem die Türken den Bonusfreiwurf liegenließen, verlor erst Miller den Ball, ehe auch „Gala“ das Spielgerät zweimal vertändelte. Als zunächst Green einen Freiwurf vergab, verkürzte Akpinar 2:10 Minuten vor dem Ende mit seinem siebten erfolgreichen Freiwurf des Abends auf 66:62. Nun war es der wuchtige Thompson, der bei noch 90 Sekunden auf der Uhr mit einem Bonusfreiwurf die Chance hatte, den Rückstand auf einen Punkt zu reduzieren – doch er verfehlte. Im Gegenzug war es Galas Topscorer Aaron Harrison (17 Punkte), der mit seinem dritten Dreier (3/8) für die Vorentscheidung sorgte (69:64). Wenngleich Ugrai noch einen Dreier nachlegte, hatten die Ulmer auch die letzte Chance verpasst, ein verworrenes Spiel noch auf der Zielgeraden an sich zu reißen.     
Istanbuls Topscorer Aaron Harrison. Foto: ALi KEMERTAS
Im Fokus: Ismet Akpinar ist nach seinem Gala-Auftritt im Hinspiel, als dem Nationalspieler 26 Zähler gelangen, dabei, einen persönlichen Rekord weiter auszubauen. In der 38. Minute versenkte Akpinar im siebten Versuch seinen siebten Freiwurf des Abends. Damit baut der 23-Jährige seine Serie von getroffenen Freiwürfen auf 18 aus. Das einzige Mal, das Akpinar in dieser EuroCup-Saison von der Linie Nerven zeigte, war beim Heimspiel gegen Monaco (2/4). Mit einer Freiwurfquote von 92 Prozent ist er der zehntbeste Freiwerfer des EuroCups. 

Thorsten Leibenath: „Ohne vier Leistungsträger hat man gemerkt, dass uns etwas Qualität und Größe gefehlt hat. Was mir aber wieder gut gefallen hat, ist die Kämpfer-Mentalität der Mannschaft. Wir haben den Gegner in 19 Ballverluste gezwungen und über weite Strecken gut verteidigt. Aber wir haben auch unsere offenen Würfe nicht getroffen und am Ende unsere Chancen nicht nutzen können.“

Und sonst? Die Gruppe A hat einen neuen Tabellenführer. Nach der deutlichen Niederlage Belgrads gegen Monaco (75:91) führt der nächste Ulmer Gegner die Tabelle mit 5-2 Siegen an. Auf Platz zwei folgt Belgrad (4-3), dahinter Andorra (4-3), das mit 79:73 in Brescia gewann. Istanbul (4.) und Ulm (5.) sind punktgleich (3-4), während die Italiener mit nur zwei Siegen auf dem letzen Platz liegen. Das Rennen um die vier Top16-Tickets ist somit noch völlig offen. 
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