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Gehandicapt an der Sensation geschnuppert

ratiopharm ulm führt in Monaco bis zur 39. Minute und muss am Ende der kurzen Rotation Tribut zollen.

  • Ersatzgeschwächte Ulmer führen bis 7,4 Sekunden vor dem Ende in Monaco 
  • Ohne Evans, Schilling, Günther und Akpinar ist der Akku am Ende leer. 
  • Do-or-Die gegen Andorra: Jetzt Tickets für letztes EuroCup-Heimspiel im Dezember sichern. 
Am Ende waren es 7,4 Sekunden, die ratiopharm ulm davon trennten, einen über zwei Jahre lang währenden Auswärtsfluch zu beenden. Dass das Team von Thorsten Leibenath nach zuvor 13 EuroCup-Auswärtsniederlagen in Folge auch im 14. Anlauf scheiterte, ist insofern besonders bitter, da sich ersatzgeschwächte Ulmer 38 Minuten lang nicht nur wehrten, sondern auch guten Basketball spielten – was anhand der dünnen Personaldecke schon einer kleinen Sensation gleichkommt. Denn mit Dwayne Evans, Gavin Schilling und Per Günther waren drei Ulmer verletzungsbedingt erst gar nicht mit nach Monaco gereist. Als dann auch noch Ismet Akpinar krankheitsbedingt passen musste, stellte sich das Ulmer Team fast von selbst auf. 

„Die Enttäuschung überwiegt den Stolz auf die Mannschaft.“ Thorsten Leibenath

Eine Überraschung hatte Thorsten Leibenath dann aber doch noch für seinen französischen Kontrahenten parat: Mit Ryan Thompson auf der Point Guard Position präsentierte der 43-Jährige eine bis dato noch nicht gewählte Variante. Doch auch Thompsons Beförderung zum Point Guard geschah nicht ganz freiwillig. Denn Patrick Miller, der letztlich auf 23 Minuten Einsatzzeit kam, war ebenso von einem grippalen Infekt geschwächt, wie der erst kürzlich genesene Katin Reinhardt. 

Doch die spielfähigen Ulmer schlugen sich mehr als tapfer: Von Beginn an führten die Gäste und konnten ihren Vorsprung nach sechs Minuten und einem Dreier von Fotu auf 10:14 ausbauen. Als dann Miller wenige Sekunden nach seiner Einwechslung ebenfalls aus der Distanz traf, zeigte die Anzeigetafel im „Stade Louis II“ ein 12:17 für Ulm an. Auch eine Auszeit von Sasa Filipovski brachte wenig für sein Team – im Gegenteil: in der 9. Minute führte ratiopharm ulm erstmals mit zehn Punkten (14:24). Dass der 20-jährige Chrissi Philipps in der 8. Minute sein EuroCup-Debüt feierte, ging in einem hochkonzentrierten ersten Viertel (16:27) und ohne Ulmer Ballverlust fast unter. 
Javonte Green brachte sein Team 7,4 Sekunden vor Ende per Dreier in Führung. Foto: Charly Gallon
Und Philipps, der am Wochenende maßgeblichen Anteil am Derby-Sieg der OrangeAcademy in Oberelchingen hatte, fügte sich auch bei den Profis gut ein: Mit solider Verteidigung und einem staubtrockenen Assist, den Ugrai in der 13. Minute zum 23:33 verwandelte. Dass der hochfavorisierte Tabellenführer der Gruppe A den Rückstand bis zur Halbzeit auf sechs Punkte reduzieren konnte (40:46), lag vornehmlich an zwei Spielern: Zunächst drehte „Swing Man“ Paul Lacombe auf (11 Zähler zur Halbzeit), dann war es Big Man Elmedin Kikanovic (13 Pkt.), der eine kurzzeitige Verletzung von Radosavljevic ausnutze und Nico Bretzel vor unlösbare Probleme stellte.  
Patrick Miller biss für 23 Minuten auf die Zähne und ignorierte die Grippe. Foto: Charly Gallon
Wer gedacht hatte, die ersatzgeschwächten Ulmer würden nun einbrechen, sah sich getäuscht. Mit einem 8:2-Run baute ratiopharm ulm die Führung nach der Pause wieder auf 42:54 aus. Doch die dann von Monaco ausgepackte Zonen-Verteidigung verlangsamte die Ulmer Offensive. Wenngleich Thompson mit seinem ersten Dreier der Saison auf 47:58 stellte, schmolz der Vorsprung bis auf fünf Punkte, bevor sich die Gäste mit einem 58:65 in die letzte Viertelpause retten konnten. Und auch im Schlussviertel behaupten sich die Gäste, weil immer wieder ein anderer Ulmer in die Bresche sprang: Mal war es Ugrai für Drei, dann Miller mit einem Offensivrebound und den anschließenden Punkten. Als noch gut sechs Minuten auf der Uhr waren, stand es so immer noch 64:73 für den Underdog. 

Doch dann war der Akku leer. Obwohl Monaco bzw. die Schiedsrichter den Ulmern in die Karten spielten, und die Gäste nach der Disqualifikation von Jarrod Jones alles im Griff zu haben schienen, folgte statt der Ulmer Schlussoffensive nun ein 9:0-Lauf der Monegassen. 1:23 Minute vor dem Ende brachte der im Schlussviertel überragende Yakuba Outtarra sein Team mit einem Dreier zum ersten Mal in dieser Partie in Führung (75:74). Wenngleich im Gegenzug Green mit seinem ersten Treffer aus dem Zweipunktebereich – einem Alley-Oop – antwortete, hatten die Franzosen das Spiel nun gedreht, denn die Konzentration der Gäste ließ merklich nach. Hatte Green sein Team mit einem Dreier 7,4 Sekunden vor dem Ende noch einmal mit 80:81 in Front gebracht, reichten Monaco am Ende ein schlichter Korbleger von Ian Hummer und ein Ulmer Ballverlust beim Einwurf im Halbfeld zum Sieg. 
Voller Einsatz beim Kampf um den Ball. Foto: Charly Gallon
Im Fokus So groß hatte ratiopharm ulm noch nie eine EuroCup-Partie begonnen. Nach dem Ausfall zweier Point Guards hatte Thorsten Leibenath Ryan Thompson (1,98 m) als Ballhandler in die Starting Five berufen. Mit Radosavljevic (2,13), Green (1,96), Krämer (1,99) und Fotu brachten es die Ulmer Starter insgesamt auf 1009 Zentimeter oder eine Durchschnittsgröße von 2,01 Metern. Wenngleich die „Big Five“ im Laufe der Partie durch diverse Wechsel umgebaut wurde, hatte Leibenath aus der Not eine Tugend gemacht, die auch für den weiteren Saisonverlauf eine Option sein könnte. 

Thorsten Leibenath: „Die Enttäuschung überwiegt den Stolz auf die Mannschaft, die aus den vorhandenen Möglichkeiten sehr viel gemacht hat. Wir konnten die Führung sehr lange verteidigen, haben im letzten Viertel aber nicht mehr die defensiven Stopps hinbekommen wie zuvor – auch fehlten uns gegen die Zone die klaren Optionen. Wohl wissend, dass uns vier Spieler gefehlt haben, bin ich enttäuscht, weil wir eine gute Chance hatten, dieses Spiel zu gewinnen.“  

Und sonst? Will ratiopharm ulm zum fünften Mal im EuroCup überwintern und in die Runde der TOP16 einziehen, ist ein Sieg gegen MoraBanc Andorra am 11. Dezember Pflicht. Damit das allerletzte Spiel der Hauptrunde in Brescia (19. Dezember) für ratiopharm ulm zum Endspiel wird, müssen die Ulmer ihre Hausaufgaben in der ratiopharm arena machen. Wer sich dieses Do-or-Die Spiel nicht entgehen lassen will, sichert sich sein Ticket möglichst frühzeitig. 
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