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Das gibt es nur im Basketball

Ismet Akpinar bringt ratiopharm ulm mit einem Dreier in die Verlängerung und gewinnt dort von der Freiwurflinie das Spiel.

  • Mentale Stärke: Mit Nerven aus Drahtseilen zum Sieg.
  • Dwayne Evans mit einer Effektivität von 30 zum „Man of the Match“ gewählt.
  • Big Point: Direkter Vergleich sichert zwei Siege Vorsprung auf Rang acht.
Krachende Dunkings, bärenstarke Verteidigungsaktionen und ein Wechselbad der Gefühle, das 6.200 Zuschauer im Sekundentakt vom Himmel in die Hölle und zurück schickte. Eine ähnliche Dramaturgie hat wohl keine andere Sportart zu bieten. Dass ratiopharm ulm nach 45 gespielten Minuten und unzähligen dramatischen Wendungen den Tabellennachbarn aus Würzburg doch noch niederrang, ist indes mit drei Buchstaben zu erklären: IZI war‘s. Erst erzwang Akpinar mit seinem Dreier, den er mit Ablauf der Wurfuhr versenkte, die Verlängerung, dann war es erneut der Nationalspieler, der in der Verlängerung bei 1,3 Sekunden auf der Uhr von der Freiwurflinie die Nerven behielt und beide Versuche zum 95:94-Endstand im Korb versenkte. 

Mit dem dritten Erfolg gegen einen direkten Playoff-Konkurrenten in Folge – zuvor besiegte ratiopharm ulm Braunschweig und Ludwigsburg – gelang den Uuulmern ein ganz wichtiger Schritt in Richtung Playoffs. Denn mit dem 15. Saisonsieg zieht das Team von Head Coach Thorsten Leibenath in der Tabelle an Würzburg vorbei und hat durch den gewonnenen direkten Vergleich sogar zwei Siege Vorsprung auf Platz Acht. „Vor drei Monaten hätten wir dieses Spiel wahrscheinlich nicht in die Verlängerung gebracht. Mittlerweile sind wir aber mental so gereift, dass uns das gelingt“, stellt Leibenath die Entwicklung seiner Mannschaft in den Vordergrund. 

Der Held des Abends: Izi Akpinar. Foto: Florian Achberger
Im Fokus Der Held hört auf drei Buchstaben! Ohne Zweifel war die Leistung von Izi Akpinar gegen Würzburg ähnlich beeindruckend, wie die 26 Punkte, die ihm im EuroCup gegen Istanbul gelungen waren. Doch der Erfolg hatte mehrere Namen: Zum Beispiel den von Dwayne Evans, der mit 21 Punkten, neun Rebounds, vier Assists und drei Steals erneut bärenstarke Statistiken auflegte. Oder den von Pat Miller, der seinen vier Steals und acht Assists 15 Punkte zur Seite stellte. Aber auch den von Per Günther, der nach über sechs Wochen Pause für Entlastung, Organisation und einen wichtigen Dreier sorgte.
Mit allem, was er hat: Patrick Miller. Foto: Florian Achberger
Zunächst dauerte es etwas, bis das Duell der Tabellennachbarn die erwartete Intensität erreichte. Das erste Viertel war von Ausgucken und Abtasten geprägt und nahm erst in der 7. Minute beim Stand von 16:17 so richtig Fahrt auf. Hatten zuvor Ryan Thompson sein Team mit zwei Dreiern und Dwayne Evans mit sechs Rebounds dafür gesorgt, dass die Ulmer meist in Führung lagen, war es indes Mike Morrison, der mit einem Dunk die gemächliche Verteidigungsarbeit der Gastgeber bestrafte und so einen Würzburger 8:0-Run initiierte (16:23). 

Wirklich ins Rollen kamen die Uuulmer auch im zweiten Viertel zunächst nicht. Erst als eine Serie von Offensivfouls die Gemüter erregte, wurde es in der Arena so richtig laut. Während Würzburg sich zunächst unbeeindruckt zeigte und auf 26:33 erhöhte, war es dann Miller, der mit zwei sehenswerten Drives sein Team aufweckte. Trotz eines 6:0-Laufs dauerte es bis zur 17. Minute, ehe ratiopharm ulm seine athletischen Fähigkeiten so richtig in die Waagschale werfen konnte. Liefen die Verteidigungsbemühungen bis dahin ins Leere, war es nun ein Steal, der den Dunk von Green zum 36:38 ermöglichte. Nachdem Evans sein Team aus der Distanz erstmals in Führung brachte, war es erneut eine gute Verteidigungssequenz, die Green wieder per Dunk die erste Halbzeit beenden ließ (48:44).
Dwayne Evans lieferte 20 Punkte und 9 Rebounds ab. Foto: Florian Achberger
Nachdem Thompson die erste wie die zweite Hälfte eröffnet hatte – nämlich mit einem Dreier (51:44) – taten sich die Ulmer gegen die Würzburger Zonenverteidigung lange schwer. Ihrer klaren Abschlüsse im Angriff beraubt, konnten die Gastgeber ein Comeback der Franken nicht verhindern. Nachdem Wells das Spiel in der 25. Minute ausgeglichen hatte, war es Cooks, der mit zwei Dunks in Folge das 57:58 besorgte. Und der bewegliche Big Man legte nach: Erst mit einem Layup, dann von der Freiwurflinie zum 57:62 (28.). Im Anschluss waren es zwei Ulmer Dreier (Akpinar, Günther), die die Würzburger Zone zum Bröckeln brachten (64:64). Ins letzte Viertel gingen die Gäste dennoch mit einer Dreipunktführung (66:69). 

Dann machte Miller vor, wie man eine Ball-Raum-Verteidigung ernsthaft ins Wanken bringen kann: Erst steckte er nach einer Attacke auf Evans durch, dann bediente er Green zum Alley-Oop (74:75, 35.). Nachdem Evans zwischenzeitlich den Ausgleich besorgt hatte, antworteten die Gäste mit einem 5:0-Lauf. Nun waren es erneut Miller und Green, die die Arena zum Beben brachten: Erst „Woo“ mit einem erneuten Alley-Oop, dann Miller mit einem bärenstarken Korbleger plus vollendetem Bonusfreiwurf zum 80:80. Während die Ulmer daraufhin drei Angriffe ohne Korberfolg blieben, setzte sich Würzburg erneut auf 80:85 ab, ehe Akpinar zum 82:85 verkürzte. Jetzt waren es die Würzburger, die innerhalb von 24 Sekunden keinen Wurf losbekamen, wodurch den Gastgebern noch 9,1 Sekunden blieben, das Spiel zu drehen. Doch der erste Versuch – ein Dreier von Ugrai – ging daneben. Bei 2,7 Sekunden auf der Uhr unterlief den Gästen dann ein Ballverlust beim Einwurf, der Akpinars ersten Geniestreich ebnete. Mit einem Dribbling powerte sich der Guard über die Mittellinie und warf sein Team in die Overtime. 
Freude pur: Javonte Green. Foto: Florian Achberger
In der Nachspielzeit sah es nach einem Dreier von Wells 37 Sekunden vor Ablauf der Spielzeit erneut schlecht für die Gastgeber aus (91:94), ehe Akpinar alles was er hatte in einen Korbleger steckte und auf 93:94 verkürzte. Nach einem weiteren Würzburger Ballverlust bekam Akpinar erneut den Ball in die Hände und wurde nach einem Foul von Gabriel Olaseni bei noch 1,3 Sekunden auf der Uhr an die Freiwurfline geschickt. Nachdem Akpinars Nerven hielten und auch der letzte Würzburger Einwurf von den Ulmern abgefangen worden war, entlud sich in der ratiopharm arena eine Energie, wie diese wohl nur im Basketball zu erleben ist. 

Thorsten Leibenath „Vor drei Monaten hätten wir dieses Spiel wahrscheinlich nicht in die Verlängerung gebracht. Mittlerweile sind wir aber mental so gereift, dass uns das gelingt. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, das Würzburg heute sicher auch hätte gewinnen können. Insofern sind wir ein glücklicher Gewinner. Dass wir hier trotzdem als Sieger vom Feld gehen, ist im Kampf um die Playoff-Plätze enorm wichtig, da wir nun auch auf Platz acht zwei Spiele Vorsprung haben.“  

Und sonst? Den ersten ganz besonderen Moment gab es am Samstag schon vor dem Tipoff. Ursula Schuhmacher überreichte als Leiterin der Radio 7 Drachenkinder einen symbolischen Scheck in Höhe von 15.000 Euro an BBU ‘01 Geschäftsführer Dr. Thomas Stoll. Damit unterstützen die Drachenkinder im dritten Jahr die gemeinnützige Organisation OrangeZone.Cares bzw. die BBU ‘01 Specials. Mit ihrer Spende helfen die Drachenkinder, dass ein Team von geistig behinderter Jugendlicher regelmäßig Basketball spielen kann. „Vielen Dank an Ursula Schuhmacher für ihr Engagement und die sich dadurch eröffnende Möglichkeit, die BBU ’01 Specials weiter voranbringen zu können“, freute sich Stoll über die herausragende Unterstützung. 
Danke an die Radio7 Drachenkinder. Foto: Marcel Merli
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