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Das Beste zum Schluss

Was die Uuulmer Fans von der achten Playoff-Teilnahme ihrer Mannschaft erwarten können.

Dramatische Siege, bittere Niederlagen und Highlights am laufenden Band. Für Menschen mit schwachen Nerven war die bisherige Ulmer Saison wahrlich nichts. Doch rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt stabilisiert sich die Mannschaft von Thorsten Leibenath, der in seinen letzten Wochen als Head Coach von ratiopharm ulm nochmal das Maximum aus seinem Team herausholen will. 
Yes we can! Ismet Akpinar hat mehr als einmal bewiesen, dass er Spiele für Ulm gewinnen kann. Foto: Harry Langer
Es ist der 12. Februar, ein Dienstagabend gegen halb neun. Patrick Miller, der Point Guard mit der Statur eines Comic-Helden, passt den Ball auf Javonte Green. Green ist ein Flieger, ein Athlet, der die ratiopharm arena schon seit dem Saisoneröffnungsspiel im September gegen München regelmäßig von den Sitzen reißt. Green fängt also den Ball in der Bewegung, springt ab und sieht den 16 Zentimeter größeren Oliver Mackeldanz auf sich zu fliegen. Mackeldanz ist kein Filigrantechniker, eher einer der Sorte „hau drauf und Schluss“. Green muss gegensteuern. Behält er seine Flugbahn bei, schickt ihn der 2,11 Meter große Center auf die Bretter. In Bruchteilen einer Sekunde ändert Green seinen Flugplan und dreht sich einmal um die eigene Achse – um 360 Grad. Mackeldanz segelt ins Leere und Green donnert den Ball mit Wucht durch den auf 3,05 Meter hängenden Korb. Die ratiopharm arena verstummt. Was der 25-jährige Ulmer soeben fabriziert hat, gab es noch nie in der Basketball Bundesliga. Ein 360-Grad-Dunk, im Spiel, gegen einen Verteidiger. Wahnsinn. 

Doch der Zauber verfliegt. Am Ende des Spiels stehen die Ulmer mit leeren Händen da, verlieren gegen Jena, wie schon drei Tage zuvor in Gießen. Mitte Februar hat das Team von Head Coach Thorsten Leibenath zehn Siege und neun Niederlagen auf dem Konto. 

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Einen Tag nach der Jena-Niederlage kommt es zu einem wichtigen Wendepunkt der Saison. Ein Teammeeting, in dem die Spieler ihre Egos beiseiteschieben. „Wir haben uns gesagt: Wenn wir wirklich in die Playoffs wollen, kann das nicht so weitergehen“, sagt David Krämer, dessen Leistungen so wechselhaft sind, wie die seiner Mannschaft. Zwei Tage später: ratiopharm ulm spielt in Würzburg, bei einem Team, das zuvor sechs Mal in Folge gewonnen hat. Das Spiel ist gerade einmal 20 Minuten alt, da haben die Gäste neun Ballgewinne verbucht. Am Ende sind es 14 – ein neuer Clubrekord. Dass Javonte Green Mitte des dritten Viertels erneut einen 360-Grad-Dunk auspackt, geht bei so vielen defensiven Highlights fast unter. „Es war in dieser Saison wahrscheinlich die erste Partie, in der wir in der Defensive keinen Einbruch hatten", sagt Thorsten Leibenath nach dem souveränen Erfolg in Würzburg. 

Wenngleich auch in der Folge Spiele verloren gehen – wie das in Bonn mit nur zwei Punkten oder das in Bamberg trotz eines fantastischen Ulmer Starts – zeigt die Formkurve von ratiopharm ulm fortan nach oben. Vor allem defensiv. Crailsheim gestatten die Ulmer im ersten Viertel lediglich sieben magere Zähler und zwingen sie zu insgesamt 19 Ballverlusten. Dass diese Partie trotz einer Ulmer 20-Punkte-Führung am Ende doch noch einmal knapp wird, kommentiert Manager Dr. Thomas Stoll auf Twitter so: „Das mit den Nerven und grauen Haaren wird sich bei unserem Team diese Saison nicht mehr ändern. Aber egal, so lange man diese geilen Spiele am Ende gewinnt. I love this game.“

„Wir haben eigentlich alles und wenn wir das konstant zeigen, kann es weit gehen.“ Ismet Akpinar

Und Stoll sollte noch weitere Gründe bekommen, das Spiel seiner Mannschaft zu lieben. Denn traditionell als offensivstark bekannt, mausern sich die Ulmer mehr und mehr zu unangenehmen Verteidigern. Fast acht Mal pro Spiel luchsen sie ihren Gegnern den Ball ab – was im Ligavergleich Rang vier bedeutet. Wer gegen Ulm spielt, begeht pro Spiel 15,5 Ballverluste – auch das ein Topwert im Vergleich mit den anderen 17 Bundesligisten. Ganz besonders heftig bekommen das die Frankfurter zu spüren. Wie ein Bienenschwarm fallen die Ulmer über die Hessen her und forcieren so erneut 19 Ballverluste. Der 91:63-Auswärsterfolg in Frankfurt ist der höchste der Saison und der vierte in Serie. „Nach diesen Siegen hat die Mannschaft geklickt, wie sie das ganze Jahr noch nicht geklickt hat“, beschreibt Per Günther das immer besser werdende Verständnis innerhalb des Teams.  

Es hat lange gedauert, bis eine hochtalentierte Mannschaft ihre Identität entwickelt hat. „Das lag an mehreren Faktoren“, erklärt Thorsten Leibenath. „Zum einen haben wir eine sehr junge Mannschaft. Dazu kamen die vielen Verletzungen, die natürlich nicht gerade für Stabilität gesorgt haben. Und dann darf man nicht vergessen, dass es eine sehr starke Liga ist“, so der 44-Jährige, der ratiopharm ulm in seiner achtjährigen Amtszeit bereits zum siebten Mal in die Playoffs führt. Doch das Verletzungspech verfolgt sein Team weiter. Nachdem für Scharfschütze Ra’Shad James nach einer Schulter-Operation die Saison vorzeitig beendet war, wurde nun auch Max Ugrai am Knie operiert. Damit fehlt ein weiterer Dreipunkteschütze in den Playoffs. 
Emotionen pur: Ryan Thompson macht Ernst. Foto: Alexander Fischer
Dennoch scheint der Plan von Leibenath in seiner letzten Saison als Head Coach aufzugehen. Nach einem schwierigen Saisonstart mit vier Niederlagen in Folge, hat sich sein Team entwickelt. Hat tollen Basketball gezeigt und dann auch wieder nicht so tollen. Doch statt auseinander zu fallen, haben sich die Spieler zusammengerauft, akzeptiert, dass jeder einzelne für den Teamerfolg wichtig ist. So wie in Göttingen, als fünf Ulmer zweistellig punkteten. „Wir haben eigentlich alles und wenn wir das konstant zeigen, kann es weit gehen“, erklärt Ismet Akpinar. 

Drei Monate nach dem unfassbaren Highlight von Javonte Green und der anschließenden Pleite gegen Jena ist es dann so weit. Mit einem Sieg über Bayreuth qualifiziert sich ratiopharm ulm zum achten Mal in seiner Vereinsgeschichte für die Playoffs. Und wer die Ulmer in den letzten Wochen beobachtet hat, wird das Gefühl nicht los, dass diese Mannschaft noch nicht am Ziel ist. Auch ohne Heimvorteil, die Playoffs können kommen. Und wenn sie ein bisschen länger bleiben als viele das erwarten, sollte das auch keinen überraschen. 

Noch mehr Infos zu den Playoffs gibt es in der Playoff-Ausgabe der OrangeZone. Am kommenden Samstag ist das 16-seitige Magazin als Beilage in der SÜDWEST PRESSE, der Augsburger Allgemeinen und der Schwäbischen Zeitung kostenlos zu haben. Gestaltet wurde das Magazin wie immer von HALMA.
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