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Ein Wahnsinnsspiel verloren

ratiopharm ulm schrammt in Bologna um Sekunden an der Sensation vorbei.

  • Ersatzgeschwächt, aber mit großem Kämpferherz.
  • Hayes besteht das Duell mit zwei Ausnahme-Point Guards
  • Grant Jerrett mit 20 Punkten und Monster-Dunks
Gekämpft, geführt und den großen Favoriten ganz, ganz knapp vor einer Niederlage gehabt. ratiopharm ulm bot in Bologna eine begeisternde Leistung, die Head Coach Jaka Lakovic trotz der knappsten aller Niederlagen (92:91) „sehr stolz“ macht. ratiopharm ulm, das auf Zoran Dragic, Tyler Harvey und Isaiah Briscoe verzichten musste, führte über 38 Minuten der Partie bei einem der Topfavoriten auf den Gewinn der EuroCup-Trophäe und machte aus der Not eine Tugend: Neben dem ganz starken Killian Hayes (18 Jahre) sprangen auch die jungen Christoph Philipps (21) und Kristofer Krause (19) mutig in die Presche. Dass die Partie 16 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 90:89 durch einen strittigen Schiedsrichterpfiff zu Ungunsten der Ulmer beeinflusst wurde, hinterlässt einen bitteren Beigeschmack, trübt aber nicht den mitreißenden Auftritt der Gäste. „Ich bin sehr stolz darauf, wie wir gekämpft haben“, fasst Lakovic 40 faszinierende Basketball-Minuten zusammen. 
Andreas Obst: Der Scharfschütze. Foto: Matthias Stickel
Im Fokus: Als Milos Teodosic Killian Hayes wenige Sekunden vor Spielende fast liebevoll durch die wilde Locken-Mähne fuhr, kam das einem Ritterschlag gleich. Hatte der 18-Jährige doch über 40 Minuten gegen zwei der besten Point Guards im EuroCup Stand gehalten. Dass Teodosic am Ende mit 15 Punkten und acht Assists und Stefan Markovic mit 12 Zählern und neun Assists das Spiel beenden würden, war zu erwarten. Doch dass Hayes in der aufgeheizten Atmosphäre bis zum Schluss die Ruhe behielt und nur einmal den Ball verlor (12 Pkt., 6 Ass.), ist Zeichen eines Reifeprozesses, den der Franzose durchläuft. Dass Hayes vom starken Per Günther und vom frechen Krause entlastet wurde und nur knapp 25 Minuten auf dem Feld stand, trug sicherlich auch zu seiner starken Leistung bei. 
Killian Hayes dekodiert die Verteidigung. Foto: Matthias Stickel
Ohne die drei Import-Spieler schickte Head Coach Jaka Lakovic Philipps in die Starting Five. Und der 21-jährige Ulmer rechtfertigte seine Nominierung nicht nur durch gewohnt starke Verteidigung, sondern auch durch die ersten Punkte der Partie. Die Anfangsphase gehörte dann auch dem Underdog, der nach einem Monster-Dunk von Jerrett und einem Dreier von Derek Willis schnell mit 3:8 in Führung lag. Mit einem 11:0-Lauf dominierten die Gäste die ersten Minuten. Und auch als sich auf beiden Seiten Fehler einschlichen – Bologna mit erstaunlich vielen Ballverlusten, Ulm mit unglücklichen Offensiv-Fouls – blieben die Gäste cool und verteidigten die Führung durch Obst (9:18, 8.). Erst dann brachte der geniale Teodosic sein Team mit Traumpässen ins Rollen (16:21). Den Schlusspunkt hinter ein tolles Ulmer Startviertel setzte aber Obst mit seinem zweiten Dreier zum 18:26. 

Und auch der Beginn des zweiten Durchgangs machte nicht nur MagentaSport-Kommentator Sebastian Ulrich „richtig Spaß“. Als Teodosic mit seinem zweiten Dreier einen Fünf-Punkte-Run der Gastgeber einleitete, war es Hayes, der eben gegen diesen Teodosic und die ablaufende Angriffsuhr einen Sprungwurf versenkte. Doch so wie ratiopharm ulm sich nicht von den großen Namen Bolognas beeindrucken ließ, konnten sich die Gastgeber auf die Treffsicherheit ihrer Stars verlassen: Mit dem vierten Bologna-Dreier verkürzte Markovic in der 15. Minute auf 32:37. In einer Phase, in der es zunehmend hektisch und härter wurde, unterliefen den Ulmern zwei Ballverluste aus dem Einwurf heraus. Doch das Spiel kippte nicht. Denn immer dann, wenn es brenzlig wurde, behielten die Gäste die Nerven: Ein Buzzerbeater von Willis, eine weitere kraftvolle Aktion in Korbnähe durch Jerrett und eine Trefferquote aus dem Zweier-Bereich von 76 Prozent hielten ratiopharm ulm nach 20 Minuten in Front (42:50). 
Eines von mehreren Jerrett-Hghlights. Foto: Matthias Stickel
Und auch nach der Pause blieben die Ulmer weiter mutig – vor allem Jaka Lakovic, der Krause in die Starformation der zweiten Hälfte stellte. Wie erwartet legte Bologna mit sehr viel mehr Energie los und kam so zu einem 7:0-Lauf, ehe Krause nach fast vier Minuten die ersten Ulmer Punkte erzielte (49:52). Und der 19-Jährige machte frech weiter: Einen Dreier von Günther wiederholte Krause und als dann der Routinier (Günther) den Turbo zündete, führten die Gäste in der 27. Minute wieder mit 52:59. Auch wenn der große Favorit nun alles an Intensität aufs Parkett brachte, widerstanden die Gäste auch diesem Druck und schlossen das dritte Viertel erneut mit einer Führung ab (61:64). Dass Günther im Fastbreak seinen zweiten Dreier ansatz- und furchtlos versenkte, passte zum Spielverlauf. 
Kristofer Krause bei seinem zweiten EuroCup-Einsatz. Foto: Matthias Stickel
Dann übernahm Jerrett: Mit sechs Punkten in Folge – inklusive eines massiven Putback-Dunks – hielt er sein Team in Führung. Als dann auch noch Seth Hinrichs seinen Dreier versenkte, lagen die Gäste mit 67:77 (34.) in Front. Doch jetzt kam der Favorit: Mit Macht und einem 7:0-Lauf brachte sich Bologna in Schlagdistanz und glich das Spiel knapp drei Minuten vor Spielende zum 79:79 aus. Aber es dauerte bis zur 38. Minute, ehe Weems mit seinem zweiten von drei Dreiern im letzten Viertel Bologna das erste Mal seit dem 3:2 in Führung brachte (85:84). Doch Hayes antwortete – ebenfalls aus der Distanz, ehe Markovic seinen zweiten Dreier aus acht Metern Entfernung zum 88:86 im Korb unterbrachte. Als Weems erneut traf (90:86) schien das Spiel gelaufen. Doch nachdem Hayes sein Team mit einem Drei-Punkt-Spiel 16,6 Sekunden vor dem Ende am Leben hielt, traten die bis dato unauffälligen Schiedsrichter ins Rampenlicht: Ein taktisches Foul von Hayes wurde als unsportliches Foul gewertet, was Bologna zwei Freiwürfe plus Ballbesitz brachte. Doch dieses verrückte Spiel war auch dann noch nicht vorbei: Teodosic verwandelte von der Linie, doch Bologna ermöglichte den Ulmern durch ein Offensivfoul einen erneuten Angriff, den Hayes von der Freiwurflinie abschloss. Als der argentinische Nationalspieler Marcos Delia dann 3,5 Sekunden vor dem Ende zwei Freiwürfe vergab, hatte Günther sogar noch die Chance, von der Mittellinie abzudrücken. Doch der Ball traf lediglich den Ring. 
Patrick Heckman lieferte wichtige Impulse. Foto: Matthias Stickel
O-Ton
Jaka Lakovic: „Glückwunsch an Virtus zum Sieg. Ich denke, wenn wir heute gewonnen hätten, wäre das auch gerecht gewesen. Ich bin sehr stolz darauf, wie wir gekämpft haben. Wir haben auf drei Spieler verzichten müssen und trotzdem auf einem hohen Level gespielt. Auch wenn wir am Ende verloren haben, bin ich sehr stolz auf meine Mannschaft.“

Und sonst? Die nächste Chance auf einen Sieg bietet sich für ratiopharm ulm schon am kommenden Samstag (Tipoff 18 Uhr). Beim Heimspiel gegen s.Oliver Würzburg, für das im Sitzplatzbereich nur noch ganz wenige Plätze verfügbar sind, geht es gegen ein Team, das erst einmal in der ratiopharm arena gewonnen hat. Aktuell präsentieren sich die Oberfranken indes stark und haben schon drei ihrer sechs Spiele in der easyCredit BBL gewonnen. Würzburg kommt als Tabellenachter in die ratiopharm arena.
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