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Ein gebührender Abschied

Für unseren Kapitän Per Günther war es der letzte Auftritt auf internationalem Parkett: Das Viertelfinale des 7DAYS EuroCup. Nach dem Spiel sprach Per über seine Gefühlslage und darüber, welchen Stellenwert der Abend für ihn persönlich hat.

Per, du saßt in Bologna eine Minute vor Schluss, als wir hinten lagen einfach nur auf der Bank und hast ins Leere geschaut. Was ging dir in diesem Moment durch den Kopf?
"Ich war einfach enttäuscht. Als Sportler glaubt man 40 Minuten lang daran, noch zu gewinnen, auch wenn der Gegner führt. Trotzdem gibt es dann diesen einen Moment, wo ich weiß, das war es jetzt – und genau so erging es mir zu diesem Zeitpunkt. Als wir vier Punkte hinten waren und vorne nicht getroffen haben, war ich mir sicher, dass wir es nicht mehr schaffen oder zumindest ein kleines Wunder brauchen. Es ist schade für die Jungs. Gerade für Karim, Tommy oder auch Jaron, für die es mit unseren Partien zuvor so der erste richtige Lauf durch einen europäischen Wettbewerb war. Dafür wurden wir heute Abend nicht belohnt. Gegen eine der besten Mannschaften in Europa so ein Spiel zu machen und kurz davor zu sein, tatsächlich gewinnen zu können und ins Halbfinale einzuziehen – das war einfach groß. Wir haben mitgehalten. Wir wurden ernst genommen, was hier in Bologna nicht selbstverständlich ist. Es war ein großartiges Spiel. Umso bitterer, dass wir am Ende nicht als Sieger vom Feld gegangen sind."
Foto: Felix Steiner
Du sprichst viel über deine Teamkollegen, aber wie geht es dir persönlich nach so einem besonderen Spiel?
"An diesem Abend hatten wir nichts zu verlieren. Wenn man den EuroCup gewinnen will, wird man früher oder später auf einen dicken Brocken als Gegner treffen. Gegen Spieler wie Teodosic, Belinelli oder Weems willst du als Sportler auf der großen Bühne spielen. Wir waren kurz davor das Ding hier auch noch zu gewinnen. Natürlich wäre es schön gewesen, nochmal nach Paris oder Valencia zu fahren. Ich rede aber von den anderen, weil ich weiß, wie es ist in solchen Spielen 30 Minuten zu spielen und körperlich erschöpft zu sein. Danach zu verlieren, fühlt sich nicht gut an. Es ist was anderes, wenn man, wie ich mit 34 Jahren, zwei Minuten spielt. Dann ist man zwar auch enttäuscht, aber ich lasse nicht wie meine Teamkollegen das ganze Spiel über meine Seele auf dem Feld."

Jetzt war es dein letztes Spiel auf internationalem Parkett. Du hast immer auf die BBL-Spieler aufgeschaut, jetzt zählst du aber Spieler wie Belinelli oder Teodosic auf. Wie reflektierst du diese Entwicklung nach deiner Karriere?
"Für mich waren die BBL-Playoffs immer das Größte. Wenn man sich mal in der Kabine umschaut – viele kommen nach Ulm, um international zu spielen. Ich habe deshalb immer etwas verborgen, dass die BBL mir wichtiger war als der EuroCup. Für mich war der internationale Wettbewerb immer eine nette Begleiterscheinung. Es gab allerdings auch immer wieder Highlights, wenn man in Spanien, Russland oder anderen Ländern gespielt und andere Fankulturen kennengelernt hat. Es ist wichtig, was man als Kind an Eindrücken aufnimmt. Ich bin in Hagen aufgewachsen. Da gibt es den guten ehrlichen Basketball und deswegen habe ich mich immer da gesehen. Da ich aber in der Nationalmannschaft früh aufgehört habe, gab mir der EuroCup ein internationales Gefühl."
Foto: Felix Steiner
Trotz der Niederlage: War das ein angebrachter Rahmen, mit dem du dich international verabschiedest?
"Absolut. Wenn ich schon ohne Titel den Wettbewerb verlasse, dann war das hier heute ein gebührender Rahmen für einen Abschied. Ausverkauftes Haus mit toller Stimmung in Bologna, einer wirklich alten, traditionsreichen Basketballstadt. Was will man mehr. Das war vielleicht die beste Stimmung, die ich seit Start der Pandemie oder auch schon davor erlebt habe. Ich war zwar kurz davor zu glauben, es geht nächste Woche im Halbfinale noch weiter. Aber wenn es irgendwann aufhören muss, dann war das heute kein schlechter Abgang."
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