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„Endlich wieder“: Die Comebackstory

Nach knapp einem Jahr Verletzungspause ist Philipp Herkenhoff zurück auf dem Parkett. In unserem Interview gibt er Einblicke in die schwere Zeit während der Reha, die tägliche Arbeit und sein emotionales Comeback.

Philipp, wir sitzen hier an einem besonderen Ort - der Kabine in der ratiopharm arena. Was macht das mit dir hier wieder dein Trikot hängen zu sehen und zu wissen, dass es für dich von hier aus nicht mehr als Zuschauer, sondern wieder als Spieler raus aufs Parkett geht? „Endlich wieder. Knapp ein Jahr lange habe ich alles nur von außen verfolgt. Wie alle Trikots hingehangen wurden, alle sich aufs Spiel vorbereitet haben und ich nicht aktiv dabei sein konnte. Es freut mich riesig, mein Trikot hier wieder hängen zu sehen.“

Nach knapp einem Jahr Verletzungspause bist du jetzt wieder zurück, wie fühlst du dich? „Ich habe Energie, fühle mich sicher auf meinen Beinen und habe natürlich keine Schmerzen mehr. Es ist alles wieder gut verheilt.“
Im letzten EuroCup-Gruppenspiel gegen Cluj erstmals zurück auf dem Parkett. Foto: Steiner
So eine Verletzung dreht den Alltag um 180 Grad. Wie war gerade die Zeit am Anfang, als eine Rückkehr weit entfernt war. Lernt man gerade einfache Dinge zu schätzen und auch vieles über sich selbst? „Die ersten vier bis sechs Wochen konnte ich gar nichts machen, lag nur im Bett oder auf dem Sofa. Meine Freundin musste mir alles Mögliche bringen und alles für mich machen, weil ich körperlich nicht in der Lage war. Als ich nach gut acht Wochen das erste Mal wieder ohne Stützen laufen konnte, habe ich das erst so richtig schätzen gelernt. Selbst wieder auf zwei Beinen zu stehen und nur ein Glas Wasser oder etwas zu Essen zu holen schätzt man viel mehr, wenn man vorher nicht dazu in der Lage war.“

Während der Reha hast du individuell mit unserem Athletiktrainer Sönke Hachmann trainiert. Wie kann man sich so einen typischen Trainingstag vorstellen und wie wichtig war er in dieser Phase für dich? „Sönke hat einen großen Job gemacht. Er musste abgesehen davon, dass er athletisch für mich da war, auch schauen, was ich aus Trainingssicht bereits machen kann. Auch mental war er eine wichtige Ansprechperson, mit der ich in dieser Phase viel Zeit verbracht habe. Gerade an Tagen, an denen mir bewusst geworden ist, wie weit der Weg noch ist, hat er mir gut zugesprochen und die Fortschritte aufgezeigt. An einem typischen Tag hatte ich zunächst Behandlung bei unserem Physiotherapeuten. Danach haben Sönke und ich gut zwei Stunden Beintraining gemacht. Natürlich nicht zwei Stunden All-Out, sondern ein bisschen von allem: Mobilität, Kraft und Beweglichkeit. Zum Ende habe ich dann auch ein bisschen geworfen, am Anfang auch nur im Stehen.“
Während der Reha stand das Programm im Kraftraum auf der Tagesordnung. Foto: Steiner
Im Sommer kam dann mit Anton ein neuer Trainer, dem du dich nicht von Anfang an Anfang an beweisen konntest. Kannst du dich auf deinen ersten Austausch mit ihm erinnern? „Das war bei einem Jugendturnier, als wir beide zufällig hier am Campus waren. Gerade zu diesem Zeitpunkt wurde öffentlich, dass Anton als Cheftrainer übernimmt. Er hat mich gefragt, wie es mir geht und was die Verletzung macht - er wusste ja Bescheid. Von Anfang an hat er mir keinen Druck gemacht und gesagt, ich soll mir die Zeit nehmen, bis ich mich wieder sicher fühle und er sich freut mich wieder beim Team zu haben – das rechne ich ihm hoch an.“

Im Derby gegen Ludwigsburg standst du zum ersten Mal wieder im Kader. Die Fans haben zu deiner Rückkehr auch ein Banner aufgehängt und dich beim Einlauf lautstark begrüßt. Nimm uns einmal mit, wie war der Moment für dich? „Es war schwer, die Tränen zurückzuhalten. Eigentlich bin ich nicht gerade der emotionalste Mensch, aber dieser Moment hat mich wirklich mitgenommen. Beim Einlauf wieder diese Atmosphäre zu spüren, einfach unglaublich. Mir ging in diesem Moment gefühlt die ganze Reha noch einmal durch den Kopf. Wo ich hergekommen bin, wo ich nun wieder stehe - es war sehr emotional für mich.“
Vor dem Schwabenderby gegen Ludwigsburg von den Fans begrüßt. Foto: Steiner
Ein Spiel später, im letzten EuroCup-Gruppenspiel gegen Cluj dann der erste Einsatz und das direkt von Anfang an. Die ersten Punkte, der erste Rebound, der erste Assist. Was ist das für ein Gefühl, wieder selbst Einfluss zu haben?
„Ein sehr schönes Gefühl. Wir haben im Vorfeld besprochen, dass Anton mich nicht erst am Ende einwechselt, sondern er mir die Möglichkeit gibt, nicht komplett kalt ins Spiel zu kommen. Das ich gegen Cluj starten durfte, war natürlich optimal und nicht selbstverständlich. Ich freue mich, dass Anton mir dieses Vertrauen geschenkt hat. Die ersten Punkte waren jetzt nicht die schwersten Körbe, aber es überwiegt die Freude, wieder da zu sein.“
Die ersten Punkte nach knapp einem Jahr Verletzungspause. Foto: Steiner
Genug aus der Vergangenheit. Schauen wir mal auf das hier und jetzt und was da noch kommt. Die Mannschaft ist in vielerlei Hinsicht ein bunter Mix. Worauf freust du dich am meisten? 
Dass wir jetzt die nächsten ein, zwei Monate Zeit haben, um das Bestmögliche rauszuholen. In der BBL sind wir gerade auf einem guten Weg und im EuroCup bereits in den Play-Offs, dort fehlen jetzt theoretisch noch vier Siege, um einen Titel zu holen. Wir haben ein gutes Team zusammen und ich freue mich auf das, was noch kommt.“
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