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Trau keinem unter 30

In Jena trifft ratiopharm ulm auf ein Team, das über die meiste Bundesliga-Erfahrung aller easyCredit BBL-Teams verfügt.

  • Mit Derrick Allen (8.) und Julius Jenkins (9.) spielen zwei der zehn besten Scorer der BBL-Historie in Jena.
  • Jenaer Ü30-Quintett mit zusammen 1.800 Bundesliga-Einsätzen. 
  • Angespannte Ulmer Personalsituation, da die Hälfte der Mannschaft krank oder angeschlagen ist. 
Es gibt Dinge, für die ist sogar Immanuel McElroy zu jung. Als Ende der 1968er Jahre der Sponti-Spruch „Trau keinem über 30“ in der damaligen BRD die Runde machte, war der 38-jährige „IMac“ noch nicht auf der Welt. Doch seit der Amerikaner 2004 in die Bundesliga kam (Köln), gibt es wenig, was der „Oldie“ nicht erlebt hat. Kein aktiver BBL-Spieler kam häufiger in der Liga zum Einsatz (485) als der fünffache Verteidiger des Jahres – nicht einmal der ebenfalls 38-jährige Teamkollege Derrick Allen (451). Gemeinsam mit Assist-Leader Dru Joyce (318), dem neuntbesten Scorer der BBL-Historie, Julius Jenkins (414) und dem Litauer Martynas Mazeika (132) bietet Jena fünf Ü30er auf, die gemeinsam auf 1.800 Bundesliga-Einsätze kommen. 
Auf Per Günthers Einsatz und Treffsicherheit hoffen die Ulmer auch in Jena. Foto: Marcel Merli
Das von Björn Harmsen schon im sechsten Jahr angeleitete All-Star-Ensemble erhielt zuletzt eine „Frischzellen-Kur“. Neben Dunk-Contest-Sieger Jamar Abrams (29 Jahre) wechselten mit Jungnationalspieler Sid-Marlon Theis (25) und dem nigerianischen Nationalspieler Ikenna Iroegbu (23) zwei Jungspunde an die Saale. Und der Mix aus Erfahrung und Jungend scheint aktuell zu passen: Nach einer herben Niederlage zu Saisonbeginn in Berlin, warf Jena am darauffolgenden Wochenende Oldenburg aus dem Pokalwettbewerb und hat sich mit einer ausgeglichen Bilanz (3-3) mittlerweile auch im Liga-Mittelfeld etabliert (10.). 

„Vor sechs, sieben Jahren hätte sich jeder Manager nach dem Kader von Jena die Finger geleckt.“ Thorsten Leibenath

Ikenna Iroegbu ist mit 23 Jahren in Jena eine Ausnahme. Foto: Camera4
Im Fokus Mike Jackel wird wohl niemand mehr einholen. Der deutsche Nationalspieler war sagenhafte 17 Jahre in der Bundesliga aktiv (1982 – 1999) und erzielte dabei 10.789 Punkte. Mit weitem Abstand auf Nummer zwei der ewigen Scorerliste folgt die Ulmer Legende Jarvis Walker (6582). In dieser historischen Bestenliste tauchen nur drei aktive BBL-Spieler auf und zwei davon spielen für Jena: Allen (5.898, 8.), Jenkins (5.893, 9.) – der dritte ist Oldenburgs Rickey Paulding (6117, 6.). Dirigiert werden Jenas Veteranen übrigens vom Ex-Ulmer Dru Joyce (2007-09) bzw. dem besten Assistgeber (1.548) der seit 1998 geführten digitalen Bestenliste. 

Historie Mit 17-4 Siegen spricht die Statistik aller seit 2001 (inklusive 2. Liga und Pokal) ausgetragenen Duelle zwischen Ulm und Jena für ratiopharm ulm. Dabei gelangen Jena – mit Ausnahme des Pokal-Erfolges 2005 – drei von vier Siegen gegen Ulm immer in eigener Halle. So unterlagen die Ulmer auch zu Beginn der vergangenen Saison mit 87:92 in der Jenaer Sparkassen-Arena. Topscorer damals: Ryan Thompson mit 23 Punkten und Mazeika mit 21. Der heutige Ulmer Max Ugrai kam damals in elf Minuten Einsatzzeit auf zwei Punkte. 

„Das wichtigste ist jetzt, dass wir als Team zusammenbleiben und an uns glauben.“ Per Günther

Thorsten Leibenath: „Vor sechs, sieben Jahren hätte sich jeder Manager der Liga die Finger danach geleckt, einen Kader wie den von Jena zusammenstellen zu können. Nur weil die Spieler nun über das klassische Basketballalter hinaus sind, werden sie häufig etwas übersehen. Dabei hat Jena eine sehr starke Mannschaft, die verstanden hat, wie wichtig Teamplay in einem Mannschaftssport ist. Ihre enorme Erfahrung bedeutet für uns, dass wir extrem fokussiert sein müssen. Jena wird nicht viele Fehler machen, deshalb dürfen wir uns auch keine erlauben. Wir müssen eine herausragende defensive Leistung zeigen und herausragend rebounden. Fraglich ist indes noch, wen wir einsetzen können, da aktuell die Hälfte des Teams angeschlagen oder krank ist.“ 

Per Günther: „Drei der letzten vier Saisonstarts, die ich in Ulm erlebt habe, waren katastrophal. Einmal haben wir danach die Finals erreicht, einmal die Playoffs verpasst. Ich trage beide Erfahrungen in mir. Das wichtigste ist jetzt, dass wir als Team zusammenbleiben und an uns glauben. Wir müssen erkennen, dass wir in einem Prozess stecken.“ 
Ryan Thompson war zuletzt in Istanbul stark und auch Topscorer der letzten Partie gegen Jena. Foto: Christoph Worsch
Und sonst? Bei so vielen historischen Zahlen und Namen kann ratiopharm ulm mit Per Günther (383 Bundesliga-Spiele) zumindest einen Spieler entgegensetzen, der kurz vor einem persönlichen Meilenstein steht. Dem 30-Jährgen, der beim EuroCup-Spiel in Istanbul verletzungsbedingt nicht zum Einsatz kam, fehlen noch vier Freiwurftreffer, um auf 1.100 erfolgreiche Freiwürfe zu kommen. Trifft Günther in seinem gewohnten Schnitt (2,9 Treffer pro Spiel), erreicht er die Marke indes erst am darauffolgenden Wochenende gegen Bonn.  
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