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Zum Sieg gewühlt

ratiopharm ulm behält in Jena die Nerven und kann sich in der Crunch Time auf sein Guard-Duo Miller und Günther verlassen.

  • Zweiter Saisonsieg trotz angespannter Personalsituation: Reinhardt, Evans und Schilling fehlen. 
  • Ryan Thompson verpasst mit neun Punkten und elf Rebounds knapp ein Double-Double und wird zum „Man of the Match“ gewählt. 
  • 20 Assists und fünf Spieler mit zweistelliger Punkteausbeute zeugen von einem Ulmer Teamerfolg. 
Es war den Gästen anzumerken, dass der 1:5-Start in die Saison nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen war. Dass in der Sparkassen Arena, in der ratiopharm ulm in der letzten Saison erstmals auf Bundesliga-Niveau gegen Jena verloren hatte, dann auch noch Katin Reinhardt (Infekt), Dwayne Evans (muskuläre Verletzung) und Gavin Schilling (Reha) fehlten, machte das Nervenkostüm der Gäste nicht stabiler. Den Eindruck musste man gewinnen, wenn man die ersten Minuten einer sowohl spannenden als auch umkämpften Partie verfolgte. Denn Gästetrainer Björn Harmsen wollte sich die Anspannung der Gäste zu Nutze machen und zwang sie mit einer Zonenverteidigung förmlich zum Werfen. Und nachdem die ersten drei Ulmer Dreier den Korb verfehlt hatten, „hat man gemerkt, dass wir verunsichert sind“, so Per Günther, der in 22 Minuten Einsatzzeit auf elf Punkte und vier Assists kam. 

„Wir haben uns da raus gewühlt.“ Per Günther

Doch so wie ratiopharm ulm sich aus dem ersten kleinen Loch (6:2, 3. Minute) heraus wühlte, so behielten die Gäste, bei denen vier Spieler zweistellig punkteten, auch in der Crunch Time gegen die geballte Jenaer Erfahrung die Nerven und wurden in den letzten drei Minuten vom Guard-Duo Miller und Günther getragen, das für die entscheidenden Punkte zuständig war. 

Dabei hatte die erste Überraschung – die Zonenverteidigung der Gäste – dafür gesorgt, dass ratiopharm ulm erst nach vier Minuten durch Miller erstmals in Führung ging (8:10). Und die druckvolle Verteidigung der Gastgeber beeindruckte die Ulmer weiterhin: Als Jena in der 6. Minute auf Manndeckung umstellte, gelang ihnen postwendend ein 6:0-Lauf (17:12). Wenngleich die Ulmer – mit einem deutschen Quintett aus Günther, Akpinar, Krämer, Ugrai und Radosavljevic auf dem Feld – die von Leibenath vor dem Spiel geforderte Tempokontrolle in den Griff bekamen, ging es mit einem 19:19 in die erste Pause. 
Pat Miller war mit 14 Punkten Ulms Topscorer und behielt am Ende die Nerven. Foto: Christoph Worsch
Die Tempokontrolle hatten die Gäste mit derselben Line-up auch bis zur 14. Minute inne. Doch nach einem Dreier von „Boggy“ zum 25:28 gelangen Jena drei Distanztreffer, weshalb die Thüringer Mitte des zweiten Viertels mit fünf Punkten in Front lagen (34:29). Wer in dieser Phase stark spielte, war Max Ugrai. Der 23-Jährige hatte noch im letzten Jahr in Jena gespielt und nutzte den „Heimvorteil“ zu sieben Punkten bis zum Seitenwechsel. Doch wenngleich sich ratiopharm ulm mit einem 7:0-Lauf die Führung bis zur 18. Minute zurückerkämpfte (34:36), war ein Mann in der ersten Hälfte (42:42) nicht zu stoppen: Mit 4/6 Dreiern war Julius Jenkins „on fire“. 

Eine starke Ulmer Phase – in der Ismet Akpinar neun Punkte (zwei Dreier) beisteuerte und die Gäste erstmals mit sechs Punkten führten (46:52) – wurde in wenigen Momenten zunichte gemacht: Beim Stand von 56:59 unterliefen den Gästen beim Einwurf unter dem Korb zwei Ballverluste, was Jena zum Führungswechsel nutzte (60:59). Den Blackout beendete dann Ugrai und Günther aus der Distanz zur knappen 63:66-Führung nach 30 Minuten. Jetzt übernahm der Kapitän endgültig die Sache mit der Tempokontrolle: Angeführt vom umsichtigen Günther setzten sich die Gäste bis zur 34. Minute erneut sechs Zähler ab (67:73). Diesen Vorsprung verteidigte ratiopharm ulm auch bis zur 36. Minute (70:76), ehe Jena es mit einem 5:0-Lauf noch einmal spannend machte. Dann war es erneut Günther, der mit einem ganz weiten Dreier für Sicherheit sorgte. Als anschließend Miller zweimal aus der Mitteldistanz die Nerven bewahrte, war der zweite Saisonsieg auf der Zielgeraden (75:83). Und davon ließen sich die Ulmer auch nicht mehr abbringen.    
Julius Jenkins war in der ersten Halbzeit mit 4/6 Dreiern on fire. Foto: Christoph Worsch
Im Fokus Ryan Thompson war das Verlieren satt – das hatte er direkt nach der EuroCup-Niederlage in Istanbul gesagt und hinzugefügt: „Ich glaube, es wird bald besser.“ Um das herbeizuführen, ist Thompson bereit, an allen Ecken und Ende zu helfen. Ohne den etatmäßigen Powerforward Dwayne Evans war es Thompson, der auf der „Vier“ Dampf machte und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln um den Sieg kämpfte: Thompson war sowohl bester Rebounder (11), als auch bester Assistgeber (5). Zusätzlich klaute er noch zwei Bälle, was in Gänze sein Wurfpech aus der Distanz (0/3) und die vier Ballverluste wett machte. Verdientermaßen wurde Thompson von den Ulmer Fans zum „Man of the Match“ gekürt. 
Max Ugrai gelangen an alter Wirkungsstätte 10 Punkte. Foto: Christoph Worsch
Thorsten Leibenath: „Ich erinnere mich noch gut an die Pressekonferenz vor einem Jahr als Björn gesagt hat, dass aufgrund unserer internationalen Doppelbelastung es Jenas Strategie war, mit hoher Intensität zu spielen. Darüber haben wir nach dem dritten Viertel noch einmal gesprochen. Wir mussten unsere Intensität am Ende noch einmal erhöhen, haben im letzten Spielabschnitt nur 17 Punkte zugelassen, haben dem Gegner auf den Füßen gestanden. Das war der Schlüssel zu unserem Sieg heute. Ich weiß nicht wie Björn das macht: Seine Mannschaft spielt so unglaublich gut im Setplay, da kann man nicht alles wegnehmen. Großes Kompliment an meine Mannschaft, dass sie heute die Ruhe behalten hat. 

Per Günther: „Am Anfang hat man uns angemerkt, dass wir vorbelastet sind. Als Jena die Zone ausgepackt hat und uns zu Dreiern gezwungen hat, die nicht reingegangen sind, hat man gemerkt, dass wir verunsichert sind. Aber da haben wir uns dann raus gewühlt.“ 

Und sonst? In einer Partie, in der 15 Mal die Führung wechselte und es 12 Mal Unentschieden stand, erspielten sich die Gäste ihren größten Vorsprung ausgerechnet in den letzten zwei Minuten der Partie (75:83). Hatte ratiopharm ulm in Oldenburg und zuhause gegen Gießen jeweils im Schlussviertel den Kürzeren gezogen, hielten in Jena in der entscheidenden Phase die Nerven. Ein Grund dafür: Ismet Akpinar, der Julius Jenkins in Halbzeit zwei „an die Kette legte“ und ihm nur noch zwei Dreier erlaubte. 
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