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Wieder Spiele ohne Fans in der ratiopharm arena

Schon ab dem Wochenende wird es in Bayern bis auf weiteres nur noch Geisterspiele im Profisport geben. BBU `01 Geschäftsführer Andreas Oettel spricht im Interview über die Auswirkungen für ratiopharm ulm, Fans und Partner.

Andreas, man hat das Gefühl sich in einer Zeitschleife zu befinden. Letztes Jahr ein Gespräch in der leeren ratiopharm arena, jetzt sitzen wir in der gleichen Situation hier auf dem MainCourt des OrangeCampus wieder zusammen – wie geht es dir dabei? 
„Ich habe ein Déjà-vu. Das dritte Mal in 18 Monaten ein Beschluss, ohne Zuschauer zu spielen und das für einen unbestimmten Zeitraum. Nachdem wir zum Saisonstart einen Hauch von Normalität gespürt hatten, ist das jetzt besonders bitter für Fans, Partner und Sponsoren, Spieler, Coaches, den ganzen Club.“ 
 
Welche konkreten Auswirkungen hat der Beschluss auf den Bereich Profisport? 
„Stand heute bin ich optimistisch, dass der reine Spielbetrieb durchgezogen und die Liga entsprechend weiterspielt werden kann. Bereits letztes Jahr haben wir bewiesen, dass wir das im Basketball gut hinbekommen. Wir haben die Saison unter regulären Bedingungen vernünftig zu Ende gespielt. Das ist allerdings nur ein sehr schwacher Trost. Zuletzt hat es allen wieder großen Spaß gemacht, mit den Fans im Rücken zu spielen.  Das hat uns allen Hoffnung gegeben und eine gute Portion Euphorie. Ich bin der festen Überzeugung, dass den Jungs die Fans in den Hallen wieder sehr fehlen werden.“
 
Der Club besteht ja nicht nur aus den Profis, sondern auch aus den Menschen, die vor und hinter den Kulissen mitarbeiten. Was bedeutet diese Entscheidung in diesem Bereich? 
„Wie bei allen anderen betroffenen Branchen müssen auch wir schon wieder über das Thema Kurzarbeit nachdenken. Wir waren gerade raus, was den Menschen wieder ein gewisses Maß an Normalität, einen festen Rhythmus und etwas Sicherheit gegeben hat. Stand heute sieht es so aus, dass wir da wieder einen großen Schritt zurückgehen müssen und das ist nicht etwa leichter als beim ersten Mal.“
 
Für Partner und Sponsoren spielt auch das Event „Heimspiel“ eine gewichtige Rolle. Gab es diesbezüglich bereits erste Reaktionen?
„Das etwas passieren wird, hatte sich ja schon die letzten Wochen abgezeichnet. Mit einer komplett leeren Halle hat aber wohl niemand ernsthaft gerechnet. Nun ist das wohl erforderlich und wir tragen das selbstverständlich mit. Beim Feedback von Fans und Sponsoren schwingen Betroffenheit, Mitgefühl für den Club und auch persönliche Enttäuschung mit. Das waren zuletzt eben auch großartige Spiele in einer großartigen Atmosphäre. Es ist für viele von uns ein herber Schritt zurück, der fast härter ist als beim ersten Mal, weil eben zunehmend die klare Perspektive fehlt.“
 
Inwiefern waren solche Situationen bei der Saisonplanung überhaupt kalkulierbar?
„So etwas ist nicht planbar. Natürlich entwerfen wir unzählige Szenarien, was die Zuschauereinnahmen angeht. Wie will man aber temporäre Ausfälle planen, die sich über vier Wochen oder vielleicht ja, wie letztes Jahr, bis zum Saisonende erstrecken? Wir können deshalb auch nicht planen, welche Auswirkungen das alles, unabhängig von den Ticketeinnahmen, auch für den Werbemarkt haben wird. Natürlich verliert man in so einer Phase Sponsoren. Entweder weil sie selbst ihre Schwierigkeiten haben und sie einfach nicht mehr über die Mittel verfügen, oder auch, weil das Event als solches nicht mehr erlebt werden kann. Das passiert nicht nur uns, sondern im kompletten Veranstaltungsbereich in Deutschland. Und – besonders bitter - was man hier jetzt wieder verliert, wird sehr schwer wieder aufzubauen sein.“ 
 
Die Corona-Hilfen im Profisport sollen verlängert werden. Inwiefern war das beim letzten Lockdown praktikabel und tatsächlich eine Hilfe? 
„Das war eine große Hilfe, ohne die Förderprojekte wäre es dunkel geworden – das hätten wahrscheinlich viele Clubs gar nicht überlebt. Allerdings hatte man sehr spät Planungssicherheit, so dass erst zu den Playoffs sicher war, dass man tatsächlich durchkommt. Durch die gemachten Erfahrungen können wir nun etwas besser abschätzen, was an Hilfen kommen könnte und was eher nicht. Allerdings steht der Topf - Stand heute - bis auf ein paar Rahmendaten nicht fest. Wir hatten einen Regierungswechsel mit Diskussionen zwischen Land und Bund und es gibt noch keine bundeseinheitlichen Regelungen. Wir werden wieder erst recht spät wissen, wie es für uns ausgeht.“
 
Mal abgesehen von Gefühlslage und Ökonomie, welche sportlichen Auswirkungen haben denn die unterschiedlichen Regelungen der Bundesländer bezüglich der Zuschauerzahlen?  
„Das ist schon ein großes Thema und eben auch sportlich gesehen wettbewerbsverzerrend. Wenn, wie in den Playoffs letztes Jahr geschehen, die eine Mannschaft keine und eine andere 3000 Fans in der Arena hat, dann ist das nicht gerade fair. Ich kann nicht nachvollziehen, dass so etwas von Land zu Land unterschiedlich geregelt wird, gerade auch für uns, die wir im Grenzgebiet von Baden-Württemberg und Bayern zuhause sind.“
 
Im letzten Lockdown haben wir mit viel Elan daran gearbeitet, neue Kanäle zu den Fans aufzubauen, Medienformate entwickelt, Aktionen gestartet. Jetzt tut man sich gefühlt schwerer, dieselbe Motivation erneut aufzubringen. Was meinst Du, woran könnte das liegen? 
„Das passiert, wenn man den Bezug zu dem verliert, wofür man das alles eigentlich macht.  Was an meinem, an unserem Job so genial ist: Normalerweise erlebt man jedes Wochenende, wofür man Tag für Tag arbeitet. Momentan bleibt uns das allerdings wieder verwehrt, weil die Begegnung nicht da ist. Das macht es befremdlich und die Motivation fehlt, etwas Neues zu gestalten, wenn kein Feedback dazu kommt. Wir sind letztlich dann auch Künstler ohne Publikum.“
  
Wie sehen die Kommunikation und Regelungen rund um die Rückerstattung für Ticket- und Abo-Inhaber aus? 
„Wir haben eine Rückerstattung versprochen, das haben wir auch letzte Saison schon konsequent und vollständig umsetzen können. Auch dieses Jahr muss sich diesbezüglich niemand Sorgen machen. Es wird seine Zeit brauchen, weil wir zunächst die konkrete Verordnung abwarten müssen. Vielleicht diesmal auch zunächst anteilig, für einen bestimmten Zeitraum. Ich habe schon die Hoffnung, dass wir nochmal Menschen in der Halle sehen. Ich bin optimistisch, dass es nicht so wie letzte Saison läuft, in der bis Ende der Playoffs keine Zuschauer mehr dabei sein durften. Hoffentlich bekommen wir das in Deutschland dieses Mal besser gemeistert.“ 
 

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