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„Wir wollen der Party Crasher sein.“

Per Günther spricht über seine Karriere, seine Ambitionen und das unbeschreibliche Playoff-Feeling.

Mit über 400 Bundesliga-Spielen ist Per Günther eine Ulmer Legende. Als 20-Jähriger kam er nach Ulm und hat seitdem für keinen anderen Club gespielt. Vor seiner achten Playoff-Teilnahme erklärt der Kapitän, warum ratiopharm ulm für jedes Team ein unangenehmer Gegner ist, und warum es einen besonderen Reiz hat, als Außenseiter die Favoriten zu ärgern. 
Da gehts lang: Der Kapitän gibt die Richtung vor. Foto: Alexander Fischer
Per, nach über 400 Spielen für ratiopharm ulm – kannst du dich eigentlich noch an dein erstes Spiel im Oktober 2008 in Bamberg erinnern?
Ich weiß noch ziemlich genau, dass ich die Nacht davor kaum geschlafen habe. Es war früh klar, dass unser eigentlicher Point Guard Dru Joyce verletzt sein und ich ihn in der Startformation vertreten würde. Bamberg hatte jede Menge Klasse – unter anderem Spieler wie Tim Ohlbrecht, gegen den ich meinen allerersten Bundesliga-Korb erzielt habe. Dann weiß ich noch, dass ich gegen Ende der Partie ein wichtiges Offensivfoul geschunden habe. Rückblickend waren dieses Spiel und die zwei darauf folgenden für die Entwicklung meiner Karriere mitentscheidend, weil sich daraus eine gewisse Dynamik entwickelt hat. Wir haben damals alle drei Spiele mit mir als Starter gewonnen und das hatte sicher Einfluss darauf, dass Trainer und Manager mir in meiner zweiten Bundesligasaison schon eine Starter-Rolle zugetraut haben. 

Mittlerweile hast du über 400 Spiele für ein und denselben Club gemacht. Fast noch beeindruckender ist, dass du als einziger deutscher Point Guard ein Team über so lange Zeit geführt hast.
Das bedeutet mir auf jeden Fall etwas. Mitten in der Saison die Karriere Revue passieren zu lassen, ist immer schwierig, weil die Aktualität einfach zu spannend ist. Aber wenn ich zurückschaue – wobei ich mich wahrscheinlich gnadenlos selbst überschätzen werde – wird mir auffallen, dass ich eine Zeit lang das Spiel so kontrolliert habe, wie das wenige deutsche Point Guards vor mir getan haben. 

„Ich war nie der härteste Arbeiter, dafür der effizienteste.“

Als du in die Liga gekommen bist, hast du den Dreier mit 25-prozentiger Wahrscheinlichkeit getroffen. Jetzt liegt dein Karriereschnitt bei fast 40 Prozent. Was bedeutet dir diese Entwicklung?
Die ersten sieben oder acht Jahre meiner Karriere bin ich nach jeder Sommerpause als besserer Spieler zurückgekommen. Ich glaube, das zeichnet mich aus. Es ist wichtig, sich mit seinem eigenen Spiel auseinanderzusetzen und mir wurde schnell klar, dass ich nur dann erfolgreich in der Liga sein würde, wenn ich werfen kann. Als ich in meinem ersten Jahr mit Jeff Gibbs als Center zusammengespielt habe, hat die Verteidigung immer von mir weggeholfen, um Jeff zu stoppen. Ich war dadurch frei, konnte das aber nicht nutzen. Deshalb war klar: Wenn ich eine größere Rolle spielen wollte, musste ich an meinem Wurf arbeiten. Ich war nie der härteste Arbeiter, dafür einer der effizientesten. Die Zeit, die ich extra investiert habe, habe ich nur auf Dinge verwendet, dich ich wirklich, wirklich brauchte. 

Zu Beginn dieser Saison, also von September bis Dezember, hast du so effektiv gespielt wie lange nicht mehr. Traust du dir so eine Leistung trotz einiger Verletzungen für die Playoffs nochmal zu?
Ich glaube, dass sich in einer Playoff-Serie so eine Dynamik noch einmal einstellen kann. Besonders wenn Teams Zone spielen oder dich sonst wie überraschen wollen. Ich hoffe, dass ich noch einmal zu einer ähnlich guten Leistung fähig sein werde. Ich bereite mich zumindest mental darauf vor und wenn der Coach meine Nummer ruft, werfe ich die Dinger hoffentlich rein. 
Per Günther bei seinem ersten BBL-Spiel in Bamberg. Foto: Thilo Hensel
Ihr werdet als Außenseiter und ohne Heimrecht in deine achten Playoffs starten. Ist die Situation vergleichbar mit 2016, als ihr als Siebter bis ins Finale gekommen seid?
Ich glaube tatsächlich, ja. Wir sind eine unglaublich unangenehme Mannschaft. Teams wie Berlin oder Oldenburg, die unheimlich hart dafür gearbeitet haben Zweiter oder Dritter zu werden, treffen dann im Viertelfinale auf Ulm. Da gab es sicher schon einfachere Aufgaben. Für uns ist das eine angenehme Situation. Es ist immer schön, das Team zu sein, dass eine Party versauen kann. Das hat im Sport einen besonderen Reiz. Auch wenn sich der Finaleinzug von 2016 schwer reproduzieren lässt, glaube ich, dass wir in den nächsten Wochen unseren besten Basketball spielen werden. Wir haben mittlerweile unsere Rollenspieler an Bord, bewegen den Ball besser und die Situationen, in denen einzelne Spieler einen schnellen Abschluss suchen, werden weniger. Es gibt viele Anzeichen dafür, dass wir zur richtigen Zeit an unserem Zenit sind – und das ist das Wichtigste. 

„Wenn der Coach meine Nummer ruft, werfe ich die Dinger rein.“

Du hast einmal gesagt: In den Playoffs lebst du wie im Tunnel. Wie muss man sich das genau vorstellen? 
Die Playoffs sind wirklich etwas Besonderes, wobei sich das Gefühl schwer in Worte fassen lässt. Als ich neulich in unserer Trainingshalle einen Playoff-Ball von 2017 in der Hand hatte, ist mir aufgefallen, wie sehr ich diesen Ball vermisst habe. Wenn Anfang Mai unser Teambetreuer Andi Klee in die Halle kommt und die Playoff-Bälle aufpumpt, dann beginnt eine neue Zeit. Es ist Frühsommer, du fährst im T-Shirt zur Halle und die Stimmung ist irgendwie noch euphorischer. In einer Playoff-Serie kennst du deine Gegner und versuchst alles, um dir einen Vorteil zu verschaffen. Mit Beginn der Playoffs werden die Uhren auf null gestellt, es herrscht eine positive Anspannung und alles dreht sich nur noch um Basketball. Ich freu mich drauf! 
Vater und Sohn: Per mit Oskar. Foto: Alexander Fischer
Noch mehr Infos zu den Playoffs gibt es in der Playoff-Ausgabe der OrangeZone. Am kommenden Samstag ist das 16-seitige Magazin als Beilage in der SÜDWEST PRESSE, der Augsburger Allgemeinen und der Schwäbischen Zeitung kostenlos zu haben. Gestaltet wurde das Magazin wie immer von HALMA
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