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Donnerstag, 13. Februar 2025

Mein Dad als Glücksbringer in Portland

Nicht nur für die meisten Spieler war der Portland-Trip ein besonderes Erlebnis. Auch Coach Ty Harrelson stand das erste Mal an der Seitenlinie eines NBA-Courts. Wie er die Reise und das Spiel erlebt hat.

Als mein Telefon klingelte und Thorsten mir erzählte, dass wir ein NBA-Preseason-Spiel bestreiten können, war ich direkt begeistert. Wenn man bedenkt, dass wir das erste deutsche Team waren, dass diese Chance erhielt – eine tolle und aufregende Möglichkeit. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir sogar versucht, noch ein zweites Spiel zu organisieren. Die weite Reise mitten auf einem 7-Spiele-Auswärtstrip sollte sich schließlich lohnen. Letztlich ist es beim Spiel gegen Portland geblieben, worauf wir anschließend alle hingefiebert hatten. Im Vorfeld war klar: Wir möchten uns auf der größtmöglichen Basketballbühne beweisen. Nicht nur uns selbst und unsere Fans stolz machen, sondern den ganzen Club, auch die Liga und den EuroCup. Ein Stück weit haben wir gefühlt nicht nur ratiopharm ulm, sondern den kompletten europäischen Basketball in Portland repräsentiert.
Dass das Spiel für alle Jungs besonders war, steht außer Frage. Ob Ben oder Noa, die vermutlich das erste von vielen Spielen auf einem NBA-Court bestritten haben, „Rückkehrer“ Isaiah oder auch Jungs wie Nico oder Tommy, für die es das erste und vielleicht auch einzige Spiel auf NBA-Parkett war – es war für alle sehr speziell. Das galt auch für mich persönlich, schließlich war es auch mein erstes Spiel in einer NBA-Halle. Dementsprechend, das gebe ich gerne zu, war ich auch etwas aufgeregt. Ich hatte ein paar kleinere Bedenken: Wie schlagen wir uns gegen so ein talentiertes Team wie die Trail Blazers? Wie verkraften die Jungs den langen Roadtrip mit sieben Auswärtsspielen? Wie kommen sie mit anderen Regeln, einem anderen Spielfeld zurecht? Wie der ganze Trip und vor allem das Spiel letztlich verlaufen sind, war aus Coaches-Sicht fast perfekt. Wir waren bis zum Schluss im Spiel, hätten bei nur -2 Punkten sogar gewinnen können. Klar, es war für Portland „nur“ ein Preseason-Spiel. Aber ich hatte das Gefühl, dass es für die Jungs auf deren Seite auch darum ging, sich zu zeigen, einen Kaderplatz für die anstehende Saison zu sichern. Und sie wollten gewinnen – das war spätestens dann klar, als ihr kommender Superstar und Go-to-Guy Scoot Henderson gegen Spielende nochmal auf das Parkett kam, als es eng wurde.

Alle Geschichten unserer Coaches gibt es in unserem Allianz Coaches Blog.
Dass es eng wurde, haben wir vielleicht auch ein bisschen meinem Vater zu verdanken. Vorneweg: NBA-Courts sind etwas anders aufgebaut als etwa die ratiopharm arena. Spieler und Coaches sitzen meist direkt neben den VIP-Gästen, in Portland waren es nur etwa sechs Sitze zwischen mir als Head Coach und dem Kampfgericht. Nach einer Weile im Spiel habe ich gemerkt, dass nur fünf dieser Plätze belegt waren – der neben mir blieb die ganze Zeit frei. Zur Halbzeit habe ich mich bei den VIPs erkundigt und erfahren, dass der Sitz auch nicht mehr belegt wird. Ich habe dann meinen Vater, der früher selbst Coach war und zu dem ich über den Basketball eine sehr innige Beziehung habe, zur zweiten Halbzeit von der Tribüne geholt und ihm den Platz angeboten. Ohne großes Zögern hat er sich auf den Stuhl direkt neben mich und unweit des Teams gesetzt. Er war so beim Huddle vor Beginn der zweiten Halbzeit fast mittendrin, hat die Jungs abgeklatscht, ihnen zugeredet – und siehe da, das Team hat daraufhin einen Run hingelegt und ist von -16 wieder deutlich herangekommen. Mein Dad war also ein kleines bisschen der Glücksbringer für unsere gute Phase – das war definitiv für mich persönlich eine schönste Geschichte und eines der vielen Highlights auf dem Trip.
Ich wurde danach auch viel gefragt, ob ich so einen Trip wieder machen würde. Klar, so ehrlich muss man sein: Wir hatten eine schwierige Phase während der Auswärtsreise. Niederlagen, Verletzungen. Aber für den Club war es eine große Chance, die wir einfach ergreifen mussten. Daher würde ich so eine Einladung auch wieder annehmen. Gerne aber mit etwas weniger Auswärtsspielen vor und nach der NBA-Reise…Der Gegner wäre egal. Zumindest aus Coaches-Sicht. Das Herz würde sich vermutlich Houston, Dallas oder bestenfalls San Antonio wünschen. Meine ganze Familie stammt aus Texas, alle waren von klein auf große Spurs-Fans. Mein Vater, Opa, alle hatten jahrzehntelang Dauerkarten für die Spiele mit Robinson, Duncan, Parker und Coach Pop. Alles in allem, das merkt man sicherlich, war der Trip eine ganz besondere Erfahrung für alle, die dabei waren. Wer weiß, vielleicht ergibt sich wieder einmal so eine Möglichkeit. Bis dahin freuen wir uns auf die Spiele in der ratiopharm arena. Und ich muss den Klub darum bitten, noch einen weiteren Stuhl neben die Bank zu stellen. Vielleicht brauchen wir meinen Vater als Glücksbringer für die Playoffs.
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