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Spiel verloren, Mut gewonnen

ratiopharm ulm unterliegt zum Saisonstart treffsicheren Bayern mit 77:83 (38:46) und kann dennoch optimistisch auf den nächsten Härtetest in Belgrad (Di., 19 Uhr) blicken.

Head Coach Thorsten Leibenath haderte nach den aufreibenden 40 Spielminuten mit seinem Schicksal. Hatte der Ulmer Head Coach doch mit angesehen, wie sein Team den deutschen Meister zu 19 Ballverlusten gezwungen und ihm dabei 11 Mal den Ball geklaut hatte. Schließlich sagte Leibenath: „Der Sieg war verdient, doch kam es mir vor, als ob wir das Spiel mehr verloren, als es die Münchner gewonnen haben.“ Am meisten ärgerte sich Leibenath über die vergebenen Chancen. Allein acht Mal zählte der 43-Jährige auf, habe sein Team einfache Korbleger nicht gemacht. „Gehen davon nur vier rein, haben wir zwei Punkte mehr als der Gegner.“ Doch trotz der Niederlage bekamen die 6.200 Fans in der Neu-Ulmer ratiopharm arena viel Positives von ihrem neuen Team zu sehen. „Vom Energielevel war das heute sehr gut. Am Ende war es ein bisschen viel Leichtsinn und Unbekümmertheit“, so Per Günther. „Aber das ist mir viel lieber als Angst oder Behäbigkeit.“ 

„Der Sieg war verdient, doch kam es mir vor, als ob wir das Spiel mehr verloren, als es die Münchner gewonnen haben.“ Thorsten Leibenath

Und zu was diese neue Ulmer Mannschaft in der Lage ist, sahen die Zuschauer schon im ersten Viertel. Mit einem krachenden Dunking hämmerte Highflyer Javonte Green das Spielgerät zur 6:4-Führung durch den Ring. Nach dem energisch spielenden Ulmern die Anfangsphase gehörte (13:12), konterten physisch spielende Münchener mit einem humorlosen 1:12-Lauf. Erst ein Dunking von David Krämer mit anschließendem Bonus-Freiwurf beendete die offensive Dürre, ehe Per Günther das Spiel mit einem Buzzer-Beater in die Viertelpause (19:27) schickte. 
Devonte Green beim Dunk des Spiels. Foto: Harry Langer
Dass diese Ulmer auch defensiv zupacken können, zeigten sie den Gästen zu Beginn des zweiten Spielabschnitts, als sie München zwei Mal zum Überschreiten der 24-sekündigen Angriffszeit zwangen und so den Rückstand auf 26:29 verkürzten. Der Ulmer Power setzte der deutsche Meister ein geduldiges Passspiel und hervorragende Trefferquote aus der Distanz entgegen. Mit drei Dreiern in kürzester Zeit zogen den Roten auf 33:40 (18) davon. Doch wie im ersten Viertel gingen die Gastgeber nach einem Buzzer-Beater und dem Gefühl, hier noch etwas anrichten zu können, in die Kabine (38:46). 

In Viertel drei verfestigte sich dann das Bild: Die Bayern hatten die Rebounds im Griff (10:20 zur Halbzeit) und trafen weiter hervorragend aus der Distanz. Doch ratiopharm ulm lauerte auf seine Chance, so wie Dwayne Evans, der einen Steal per Dunking zum 46:53 ummünzte, oder Katin Reinhardt, der aus dem Nichts bzw. von jenseits der 6,75-Meter-Linie zum 49:58 einklinkte. Und als Reinhardt einen Dreier nachlegte, war Ulm in der 29. Minute wieder im Spiel (52:58). „Vom Energielevel war das heute sehr gut. Am Ende war es ein bisschen viel Leichtsinn und Unbekümmertheit.“ Per Günther 

„Vom Energielevel war das heute sehr gut. Am Ende war es ein bisschen viel Leichtsinn und Unbekümmertheit.“ Per Günther

Hatte Per Günther mit einem Dreier zu Beginn des vierten Viertels den Rückstand auf zwei Punkte reduziert (60:62), unterliefen ratiopharm ulm in der Folge zu viele Fehler, die die Bayern mit einem 9:0-Lauf (62:71, 34.) bestraften. Doch Reinhardt brauchte nur zwei Würfe, um das Spiel wieder knapp zu machen (70:73). Als Dwayne Evans gut vier Minuten vor dem Ende auf 72:73 verkürzte, war die ausverkaufte ratiopharm arena endgültig aus der Sommerpause zurückgekehrt. 

Doch dann war den Ulmern ihre Jugend (22,9 Jahre im Schnitt) anzumerken: Nachdem Reinhardt seinen fünften Dreier knapp verpasste, ließ zunächst Evans einen Korbleger im Fastbreak liegen, ehe Green der 15. Ulmer Ballverlust unterlief. Der starke Münchener Stevan Jovic bestrafte beides mit vier Punkten (72:77), ehe sich die Ulmer selbst durch eine Reihe von Missverständnissen um einen bereits sicher geglaubten Ballbesitz brachten. Den Deckel drauf machte schließlich Petteri Koponen mit seinem 4. Dreier zum 74:80. 
Katin Reinhardt lieferte fünf Dreier und 15 Punkte ab und war dennoch enttäuscht. Foto: Harry Langer
Im Fokus Mit der Einstellung seines persönlichen Dreipunkterekords in der BBL (5/7) avancierte Katin Reinhardt nicht nur zum Topscorer (15 Punkte), sondern hielt die Hoffnung auf einen Ulmer Sieg mit seinen ansatzlosen Dreiern lange am Leben. Für Energie und Highlights sorgte indes Javonte Green, der in seinem ersten Spiel in Orange ebenfalls 15 Punkte auflegte. Auf Münchner Seite war es Stefan Jovic (17 Punkte), der von den Ulmern nie in den Griff zu kriegen war und Petteri Koponen, der seinem Ruf als Scharfschütze (18 Punkte, 4/7 Dreiern) voll auf gerecht wurde.   

Thorsten Leibenath (Head Coach ratiopharm ulm): „Letztlich ist der FC Bayern heute der verdiente Sieger. Ich finde aber, dass sie das Spiel weniger gewonnen, als wir es verloren haben. Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Wir haben insgesamt heute glaube ich acht Korbleger vergeben – das darf uns natürlich nicht passieren. Ich führe das darauf zurück, dass wir heute sehr nervös waren und vielleicht auch ein Stück weit übermotiviert. Da müssen wir einfach abgeklärter werden. München hat das dann natürlich clever gemacht und uns eiskalt bestraft. Mir gibt die Art und Weise, wie die Mannschaft heute aufgetreten ist, viel Mut für die Zukunft. Wenn wir abgeklärter werden und der ein oder andere 50:50-Call zu unseren Gunsten gepfiffen wird, können wir so ein Spiel auch gewinnen.“

Dejan Radonjic (Head Coach FC Bayern München): „Ich war mit dem Großteil des Spiels heute sehr zufrieden. Allerdings waren wir nicht immer so fokussiert, wie ich es mir gewünscht hätte. Wir haben insgesamt zu viele leichte Fehler gemacht. In der Vorbereitung hatten wir nur wenige Tage, um mit der kompletten Mannschaft zu trainieren. Viele Spieler haben uns aufgrund der Länderspiele noch gefehlt. Von daher war heute noch nicht alles perfekt. Das Wichtigste ist aber, dass wir heute gewonnen haben.“ 
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Und sonst? Bei der erstmals durchgeführten Wahl zum „Man of the Match“ wurde Javonte Green (54%), vor Katin Reinhardt (16%) und David Krämer (11,7%) zum Gewinner gewählt. Das Online-Voting findet bei jedem Bundesliga-Spiel von ratiopharm ulm statt und kann unter voting.ratiopharmulm.com durchgeführt werden. Unter allen Teilnehmern wird ein signiertes Trikot des „Man of the Match“ verlost. 

„Gerade in der Defensive habe ich heute aber auch viel Positives gesehen.“ Thorsten Leibenath

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