Verwirklichung eines Kindheitstraums

Allen voran auf dem europäischen Markt expandierte NBA-Comissioner Adam Silva enorm, da insbesondere auch viele der aktuellen Superstars wie Luka Doncic, Giannis Antetokounmpo oder Nikola Jokic dort das Handwerk des Basketball erlernten. Nicht zu vergessen: diesen Weg für die Generation ebnete hauptsächlich ein Europäer, NBA-Champion und Season sowie Finals-MVP Dirk Nowitzki. Um den US-amerikanischen Basketball europaweit zu vermarkten und den Fans, die sonst alle Spiele zu unchristlichen Zeit am Fernseher verfolgen, die Chance zu bieten ihre Lieblingsspieler hautnah zu erleben, gehören NBA-Global-Games in der PreSeason mittlerweile zur Tradition. Zur Anfangszeit war es üblich, dass zwei NBA-Teams in einem Vorbereitungsspiel auf europäischem Boden aufeinandertrafen wie 2006 in Köln, als NBA-Legenden und Ikonen à la Allen Iverson und Steve Nash zu Gast waren. Über die Jahre entwickelte es sich dahingehend, dass die mit Superstar gespickten Teams oftmals gegen die europäischen Mannschaften antraten. 2014 duellierten sich ALBA Berlin und die San Antonio Spurs. Gut zehn Jahre später wird erstmals ein deutscher Club zu einem Spiel in einem NBA-Wohnzimmer eingeladen. Das Moda Center, die Spielstätte der Trail Blazers, bringt alle NBA-Standards mit und zählt mit einem Verfassungsvermögen von 19,393 Plätzen zu den größeren Arenen des Landes. Das Moda Center wird zudem ein Schauplatz, an dem Kindheitsträume in Erfüllung gehen – für einige Spieler in den Ulmern Reihe ist es eine große und eventuell auch eine einmalige Chance auf der größten Bühne der Welt zu spielen. „Ich weiß nicht, wer der älteste NBA-Rookie war, aber vielleicht kann ich mich noch empfehlen, scherzte Tommy Klepeisz. Es ist für mich als Spieler was Besonderes und eine Möglichkeit, die man so bei keinem anderen Verein in Europa erhält, fuhr der Kapitän fort. Auch Nelson Weidemann, der bereits EuroLeague Minuten sammelte, zeigte sich voller Vorfreude: „Ich denke, jeder Basketballer träumt seit Kindheitstagen von der NBA. Das ist der absolute Wahnsinn - es wird definitiv ein besonderes Erlebnis, was man nicht vergessen wird.“

Mitten im Umbruch
Aufgrund des im amerikanischen Sport üblichen Draft-Systems besteht der Erfolg meistens nur aus temporären Phasen, was darüber hinaus auch einen Serienmeister verhindert. Denn befindet sich ein Team in einem Umbruch, hat die NBA-Franchise die Wahl, vermehrt junge und unerfahrene Spieler einzusetzen um sich eher in der unteren Tabellenhälfte einzufinden. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf einen Top-Pick im nächsten Draft, was möglicherweise den nächsten „Michael Jordan“ hervorbringt. HIER erfahrt ihr mehr über das System. In der Geschichte der Trail Blazers ist eben solch ein Auf und Ab zu sehen: 1977 gewann die damals noch junge Franchise (1970 in die NBA aufgenommen) ihren ersten Titel. Nach einigen erfolglosen Jahren und der wiederholten Versuche eines Rebuilds etablierte man sich in den frühen 90er als Meisterschaftskandidaten. Anschließend fing die Suche nach dem einen Spieler, der die Stadt mit Trophäen und Titel beschenkt, erneut an. 2012 wählte das Team an der Westküste an sechster Stelle des Drafts den Spielmacher Damian Lillard. Im Nachhinein stellte sich diese Wahl als ausgezeichnet heraus, denn die Nummer 0 der Blazers spielte von seiner Rookie Saison an groß auf. Nach elf Spielzeiten stehen sieben Auszeichnungen zum All-Star, Rookie of the year und die Ernennung in das NBA 75th Anniversary Team (ist eine Zusammenstellung von 75 Basketballspielern der National Basketball Association anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Liga 2021, die das Spiel maßgeblich geformt und dominiert haben). Jedoch wurde der Wunsch nach der langersehnten zweiten Championship keine Realität. Somit verließ der mittlerweile 34-Jährige Lillard die Trail Blazers per Trade vor der abgelaufenen Saison in Richtung Milwaukee um seine erfolgreiche Karriere an der Seite vom mehrfachen MVP Giannis Antekounmpo doch noch zu krönen. Im Gegenzug des Trades erhielt Portland zahlreiche in Form von Spielern und zukünftigen Draft-Picks Wertanlagen zurück um den Umbruch voranzutreiben. Zudem besaß man in den vergangenen zwei Jahren jeweils einen Lottery-Pick. 

Im 2023 Draft verpasste das Team von Trainer Chauncey Billups nur um haarbreite das Ausnahmetalent Victor Wembanyama (Nr. 1 Pick), an dritter Stelle verstärkte letztendlich Aufbauspieler Scoot Henderson den Kader. Auch der diesjährige Draft, worunter auch die zwei Uuulmer Pacôme Dadiet und Juan Núñez ausgewählt wurden, bestätigt den Weg: mit dem siebten Pick erweitert der erst 20-Jährige Donovon Clingan die Big-Man Rotation. Sein Center-Kollege ist in der NBA wahrlich kein Unbekannter, ehemaliger Nummer 1 Pick der Phoenix Suns (Draft 2018). In seinen fünf Jahre bei den Suns erreichte der vielseitige Center einmal die Finals. Nachdem die abgelaufene Spielzeit voll und ganz dem Rebuild galt (Bilanz 23/24: 21 Siege : 61 Niederlagen, letzter Platz in der Western Conference), sollen die jungen Spieler in ihrer Entwicklung den nächsten Schritt gehen und sich in der beste Liga der Welt etablieren. Die neue Saison und Herausforderung steht bereits in den Startlöchern – die Uuulmer sind der zweitletzte Test bevor die Pflicht ruft, im Saisonauftakt trifft man am 24. Oktober auf Steph Curry und die Golden State Warriors. Auf eine knappe Niederlage im Vorbereitungsspiel gegen die Los Angeles Clippers (101:99) folgte zuletzt ein Sieg über die Sacramento Kings (105:85). Gegen die Kings gab Youngster Scoot Henderson eine Kostprobe und brillierte mit 17 Punkten und sieben Assists. Schaut euch die Highlights zwischen den Trail Blazers und Kings an.

Orange Mixed-Zone
Head Coach Ty Harrelson: „Es ist eine große Chance für den Club, um international mehr Aufmerksamkeit zu erlangen. Zum ersten Mal spielt ein deutsches Team auf einem NBA-Court, dementsprechend ist es eine Ehre und wird ein besonderer Moment für uns. Zudem bietet es eine Bühne für unsere jungen Spieler, die vor etlichen Scouts spielen. Auch wenn es derzeit ein straffes Programm für uns bedeutet, ist es ein wichtiges Spiel für den Club.“

Kapitän Tommy Klepiesz: „Wenn man nur auf die Liga und den EuroCup schaut, dann ist es naütrlich nicht optimal. Aber für das große Ganze und das Projekt ratiopharm ulm, so wie wir uns auch präsentieren wollen, macht das Sinn. Ich weiß nicht, wer der älteste NBA-Rookie war, aber vielleicht kann ich mich noch empfehlen (scherzte Tommy). Es ist für mich als Spieler was besonderes und eine Möglichkeit, die man so bei keinem anderen Verein in Europa erhält. Aber vor allem für die jungen Spieler ist es aufregend und für den Verein ist es ein Alleinstellungsmerkmal.“