Keymoment: Achtung, brandheiß und das zu jeder Zeit
Ganze sechs Minuten nach dem Alfonso Plummer ausgewechselt wurde, ging es für den Puerto-Ricaner bei Stand von 80:76 und zwei Minuten auf der Uhr zurück auf das Parkett – in Manier einer funktionierenden Mikrowelle brauchte der Scharfschütze keine Sekunde um auf Betriebstemperatur zu kommen. Unmittelbar nach der Einwechslung erhielt Plummer den Ball aus dem Einwurf heraus, fackelte nicht lang und versenkte den Catch&Shoot-Dreier aus vollem Lauf. Das gab dem gesamten Team nochmals einen sichtbaren Schub, nur wenige Momente später tanzte Ben Saraf seinen Gegenspieler aus und traf aus der Mitteldistanz zum Sieg.

Keyplayer: Rampenlicht bringt Juwel zum Glänzen
Mit nur 17 Jahren bewies Noa Essengue ein weiteres Mal eine außergewöhnliche Reife: im Duell gegen zahlreiche NBA-Veteranen brillierte Essengue an beiden Enden des Feldes. Mit seinen athletischen Fähigkeiten machte er sogar Aufbauspielern das Leben schwer, trat zweimal als Balldieb in Erscheinung und auch ein Monsterblock taucht im Statistikbogen auf. Über die gesamte Spieldauer übernahm der Forward viel Verantwortung und avancierte mit 19 Zählern zum Topscorer. Dabei fand der Youngster mit seinen aggressiven Korbattacken häufig den Weg an die Freiwurflinie, blieb von dort hochprozentig (11/14 – 78,6%). Das Scharfschützen-Duo um Justinian Jessup und Alfonso Plummer erzielte jeweils 14 Punkte. Während Jessup vier seiner zehn Versuche von außen traf (40,0%), zeigte sich Plummer etwas effizienter (3/6 – 50,0%).

Spielverlauf
Die ersten Uuulmer Punkte besorgte Nationalspieler Nelson Weidemann, der mit Ablauf der Shotclock den ersten Wurf von jenseits der Dreipunktemarkierung verwandelte. Dies war der Startschuss für einen überzeugenden Offensivauftakt, in dem auch Distanzschütze Justinian Jessup mit einem erfolgreichen Dreier früh mitwirkte. Der Titelfavorit aus Tel Aviv präsentierte sich aber am offensiven Ende ebenfalls gut aufgelegt. Somit entwickelte sich eine Anfangsphase auf Augenhöhe (10:10, 4.). Auf Seiten der Ulmer fungierte allen voran der Offensivrebound als echte Waffe  - insgesamt sieben zweite Chancen generierten die Ulmer in den ersten fünf Spielminuten, welche meist in Zählbares mündeten. In der Folge schnappte sich die Hausherren den ersten nennenswerten Lauf (6:0), so stellte Meisterschaftsheld Bruno Caboclo mit einem And-One-Play auf einen sechs Punkte Rückstand aus oranger Sicht. Trotz einer engagierten Defensive punkteten die Israelis weiterhin unentwegt in Korbnähe (6/8 – 75%), während die Ulmer von dort strauchelten (4/11 – 36,4%).  Das erste Highlight im zweiten Viertel gehörte Rückkehrer Tommy Klepeisz – der Kapitän versenkte seinen ersten Versuch von außen, währenddessen zog Márcio Santos beim Kampf unter dem Brett das Foul, was trotz den Punkten weiter Ballbesitz für die Ulmer bedeutete. Erneut setzte sich Essengue im eins gegen eins durch und verkürzte an der Freiwurflinie auf lediglich vier Punkte. Diese Phase konnten die Ulmer zunächst nicht nutzen, obwohl gute Aktionen sowohl offensiv als auf defensiv gelangen. Jedoch fehlte oftmals das Spielglück um diese Momente letztendlich zu vollenden. Somit zogen die Hausherren erneut davon, diesmal sogar zweistellig (37:26, 15.). Eine Auszeit von Cheftrainer Ty Harrelson hatte einen orangenen Lauf zur Folge (9:0) - ein Korbleger über das Brett von Jessup brachte das Team auf zwei heran und erzwang die zweite Auszeit der Gastgeber binnen einer Minute. Unmittelbar danach folgte der nächste Defensivstopp und Alfonso Plummer vergoldete das Ganze mit einem Vierpunktespiel (erfolgreicher Dreier mit Foul) – die erste Führung seit der fünften Spielminute. Kurz vor der Pause stabilisierte sich Tel Aviv  jedoch wieder, während die Ulmer am offensiven Ende abkühlten und das Momentum wieder auf die heimische Seite sprang (HZ, 48:42). 

Auch nach der Pause drückten beide Teams weiter auf das Gaspedal, so ließen die Korbattacken bei jedem Ballbesitz nicht lange auf sich warten. Erneut war es Weidemann, der temporeich am Gegenspieler vorbei ging und den Spielabschnitt einläutete. Wie bereits in der ersten Hälfte wechselte Trainer Ty Harrelson auch diesmal für ein paar Sequenzen zur Zonenpresse, was direkt Erfolg einbrachte – Essengue entpuppte sich als Balldieb und belohnte seinen Ballgewinn mit leichten Punkten im Umschaltspiel. Auch in der Folge verteidigten die Ulmer konsequent, erlaubten dabei kaum aussichtsreiche Abschlusssituationen, verpassten es allerdings diese Flaute der Hausherren im Gegenzug zu bestrafen. Wenige Momente später gelang aber doch ein kleiner Scoringrun (6:0): erst bediente Ben Saraf Big Man Nico Bretzel, danach verwandelte Isaiah Roby einen Dreipunktewurf und nach sehenswertem Zuspiel von Spielmacher Saraf glich Roby mit einem Korbleger erneut aus. Aber auch diesmal fand Tel Aviv die passende Antwort, welche die Ulmer Offensive in dieser Phase vor Problemen stellte (70:64, 34.). Wie so häufig in der Begegnung erholte sich das Team aber auch von diesem Rückschlag und zwei Jessup Dreier verkürzten fünf Minuten vor Spielende auf lediglich drei Zähler. Das Duell wurde intensiver und hitziger, zudem entwickelte sich das Ganze aufgrund vielen Unterbrechungen zu einer sehr zerfahrenen Partie – es gelang keiner Mannschaft Defensivrebounds einzusammeln, so landete das Spielgerät meist im Aus. Auch diesmal ergab sich wie so oft ein weiterer Scheideweg – die Ulmer hatten erneut die Chance das Spiel komplett zu drehen, diese blieb jedoch aus und die Hausherren punkteten per And-One (80:76, 38.). Sinnbildlich für das Spiel, ließen sich die Ulmer auch diesmal nicht abschütteln und fünf unbeantwortete Punkte brachte in der letzten Spielminute die Führung ein, die am Ende für einen wichtigen aber vor allem beeindruckenden Auswärtserfolg ausreichte.

Orange Mixed-Zone
Head Coach Ty Harrelson: „Wir haben im ersten Viertel defensiv zu viele Fehler gemacht, die wir aber in den restlichen Spielabschnitten weitestgehend abstellen konnten. Die Jungs haben die Anpassungen, die wir in der Halbzeitpause angesprochen haben, super umgesetzt und darauf bin ich sehr stolz. Wir sind mit der richtigen Einstellung aufgetreten und haben uns nie unterkriegen lassen, egal wie unglücklich die Situation für uns war. Ich denke, am Ende haben wir uns den Sieg aufgrund unseres Kampfgeistes verdient – wir konnten viele Rebounds, Assists und Freiwürfe verzeichnen. Im EuroCup in der Fremde zu gewinnen, ist nicht einfach. Mit diesem Erfolg haben wir definitiv ein Ausrufezeichen gesetzt und sind sehr glücklich darüber. Happy Thanksgiving an Alle in der Heimat!"

Topscorer Noa Essengue: „Ich denke, wir haben als Team gut zusammen gespielt und vor allem eine tolle Mentalität gezeigt. Wir haben von Beginn an unser Spiel gespielt und konnten in der Schlussphase wichtige Stopps generieren und offensiv die entscheidenden Würfe treffen. Wir haben gegen ein sehr erfahrenes Team unsere Qualitäten gezeigt und uns am Ende sogar belohnt – der Sieg war mit Blick auf die Tabelle enorm wichtig.“