Suchen

Den Sieg aus der Hand gegeben

ratiopharm ulm erleidet gegen Gießen „eine der frustrierendsten Niederlagen”, die Thorsten Leibenath je erlebt hat.

  • Eine Zweipunkteführung bei 12,7 Sekunden auf der Uhr und Ballbesitz reichen nicht zum Sieg
  • Gießener Quartett gelingen 68 Punkte – John Bryant mit dem 91. Double Double seiner Karriere
  • Neuzugang Bogdan Radosavljevic sichert sich bei seinem Debüt vier Rebounds. 
Wenn es einen Basketball-Gott gibt, dann ist der kein Ulmer. ratiopharm ulm unterliegt nach einer dramatischen Schlussphase und zwei Ballverlusten in 13 Sekunden den Gießen 46ers und wartet nach vier Spielen noch immer auf seinen ersten Sieg in der easyCredit BBL. „Das war heute eine der frustrierendsten Niederlagen, die ich je als Trainer erlebt habe. Wir hatten diverse Chancen, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden und haben es nicht geschafft, sie zu nutzen“, sagt Thorsten Leibenath. 

„So eine Führung muss für uns einfach in einem Sieg resultieren.“ Ismet Akpinar

Dabei hatten die Ulmer 12,7 Sekunden vor dem Ende schon wie der Sieger ausgesehen. Nachdem die Gäste einen Ulmer 12-0-Run zu Beginn des Schlussviertels noch einmal gekontert hatten, waren es zwei energische Drives von Ryan Thomson, die sein Team mit 91:89 in Führung gebracht hatten. Als dann Gießens Topscorer Brandon Thomas (20 Punkte) 23,7 Sekunden vor dem Ende ein Ballverlust unterlief, schien der erste Ulmer BBL-Sieg zum Greifen nahe. Doch ein Ballverlust beim Einwurf und John Bryant, der diesen mit einem Dreipunktespiel bestrafte, verhinderte dies. „Gießen ist eine der wenigen Mannschaften, die es schaffen können, hohe Rückstände aufzuholen. Das darf aber keine Ausrede sein. So eine Führung muss für uns einfach in einem Sieg resultieren“, sagt Ismet Akpinar, dem nach seinen 27 Punkten in Andorra lediglich sieben Zähler gelangen. 
Isaac Fotu im Duell mit Benjamin Lischka und John Bryant. Foto: Harry Langer
ratiopharm ulm, das nach dem kräftezehrenden Trip nach Andorra nur einen Tag zur Spielvorbereitung hatte, zeigte zu Beginn keinerlei Anzeichen von Müdigkeit. Das Team von Thorsten Leibenath, der schon im ersten Viertel elf Spieler eingesetzt hatte, startete stark – und mit Leidenschaft. Angeführt von Isaac Fotu, der John Bryant ordentlich beharkte und schon nach zehn Minuten neun Punkte erzielt hatte, führte ratiopharm ulm schnell mit 10:5. Dass die Gäste dennoch mit einer 21:23-Führung in die erste Pause gingen, lag zum einen an einer ausbaufähigen Ulmer Trefferquote (9/19 FG) und zum anderen an Brandon Thomas. Der elegante Flügelspieler traf vier seiner ersten fünf Würfe (10 Punkte) und war zu Beginn nicht zu stoppen. Für Fire Power sorgte dann David Krämer, der innerhalb weniger Minuten zwei Dreier versenkte (29:26, 13. Min). Offensiv lief das Ulmer Spiel  nun – wozu auch die 43-prozentige Dreierquote (6/14) beitrug. Lediglich mit seiner Verteidigung konnte ratiopharm ulm die viertbeste Angriffsmannschaft der Liga nicht nachhaltig beeindrucken. Das lag einerseits daran, dass Gießen von den frühen Ulmer Teamfouls profitierte (6/7 Freiwürfe im 2. Viertel), zum andern, dass Verteidigungsspezialist Javonte Green foulbedingt in Halbzeit eins lediglich 8:33 Minuten auf dem Feld stand. Dass Gießen sich in den ersten 20 Minuten (44:45) neun Rebounds (14/23) mehr sicherte, tat ebenfalls weh. 
Katin Reinhardt freut sich über einen seiner drei Dreier. Foto: Harry Langer
Dann schienen sich die Strapazen der vergangen Woche doch bemerkbar zu machen: Die Ulmer Wurfquote ging in den Keller und Gießen führte mehrfach mit fünf Punkten (31:36, 49:55). Im Spiel hielt die Gastgeber in dieser Phase Kraftpaket Patrick Miller, der unermüdlich den Korb attackierte und 5 Punkte in Viertel drei markierte. Das vierte Viertel eröffnete dann Per Günther mit seinem zweiten Dreier zum 67:64, dem Katin Reinhard einen weiteren Dreier zur bis dato höchsten Ulmer Führung folgen ließ (70:64, 31.). Dann überschlugen sich die Ereignisse – im positiven, wie im negativen Sinne: Erst legte Günther zwei weitere Dreier nach (76:64), dann zeigte sich die Verunsicherung der jungen Ulmer Mannschaft, die mit zwei Ballverlusten die Partiestimmung in der ratiopharm arena zum Erliegen brachte. Gießen nutze die Ulmer Schwächephase mit sechs Bryant-Punkten in Folge. Als die 46ers fünf Minuten vor dem Ende nacheinander zwei Dreier versenkten, war das Momentum wieder gekippt (78:80). Doch Reinhardt blieb weiter treffsicher: Mit seinen Dreiern zwei und drei brachte er seinem Team die Führung zurück (87:86), die dieses erst in den Schlusssekunden wieder aus der Hand gab. 
Per Günther gelingen mit vier Dreiern und 12 Punkten eine Saisonbestleistung. Foto: Harry Langer
Im Fokus Per Günther war der tragische Held der Partie. Hatte der Kapitän mit drei Dreiern in etwas mehr als einer Minute für Euphorie in der ratiopharm arena gesorgt, war der 30-Jährige auch an den Schlussszenen des Spiels beteiligt. Zunächst fand er beim Stand von 91:89 in fünf Sekunden keine Anspielstation, dann war er am Ball, als die Schiedsrichter 3,1 Sekunden vor dem Ende (91:92) eine unübersichtliche Szene als Rückspiel interpretierten und so die letzte Ulmer Chance zu Nichte machten. 

Thorsten Leibenath: „Das war heute eine der frustrierendsten Niederlagen, die ich je als Trainer erlebt habe. Wir hatten diverse Chancen, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden und haben es nicht geschafft, sie zu nutzen. In der ersten Halbzeit haben wir zwar John Bryant gut verteidigt, aber Spieler wie Brandon Thomas nicht in den Griff bekommen. Insgesamt waren die Quoten der Gießener heute zu hoch, um sie schlagen zu können.“  

Ismet Akpinar: „Gießen ist ein sehr unangenehmer Gegner. Wir hatten das Spiel am Ende in unseren eigenen Händen und müssen das zuhause dann einfach über die Bühne bringen. Das haben wir nicht geschafft, was sehr bitter ist. Wir haben den Ball am Ende unnötig weggeschmissen. Gießen ist eine der wenigen Mannschaften, die es schaffen können, hohe Rückstände aufzuholen. Mit der Art und Weise wie sie spielen, schaffen sie es immer wieder, zurück zu kommen. Das darf aber keine Ausrede sein. So eine Führung muss für uns einfach in einem Sieg resultieren. Hut ab an unsere Fans, die heute eine tolle Atmosphäre geschaffen haben.“

Und sonst? Neuzugang Bogdan „Boggy“ Radosavljevic nimmt Rücksicht. Nachdem der Big Man die erste Nacht in Ulm bei Ismet Akpinar verbracht hatte, schlief er in der darauffolgenden Nacht im Hotel. „Ich wollte Izis Spieltagsroutine nicht durcheinanderbringen“, so Radosavljevic. Mehr über den 25-jährigen Big Man gibt es im Telekom Sport Podcast am kommenden Dienstag. Nachzuhören überall dort, wo es Podcasts gibt. 
Ihr Browser ist leider veraltet.

Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt darzustellen. Den Browser jetzt aktualisieren

×