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Mittwoch, 16. September 2020

„Ohne Partner gäbe es den OrangeCampus nicht!“

Im Interview sprechen die Clubgründer Andreas Oettel und Dr. Thomas Stoll über Schlüsselmomente, Ufos und die entscheidenden Unterstützer einer einmaligen Idee.

Andreas, hast du schon einen Lieblingsplatz auf dem OrangeCampus?
Andreas Oettel: Bei all den vielen und coolen Möglichkeiten, die ich jetzt nennen könnte, ist mein Lieblingsplatz nach wie vor dort, wo die Action ist – nämlich auf der Tribüne. Momentan sitze ich hier, um beim Training dabei zu sein und hoffentlich bald wieder, um ein Spiel zu erleben.
 
Thomas, du hast mittlerweile viele Menschen über das Gelände geführt. Was beeindruckt die Besucher am meisten?
Thomas Stoll: An manchen Tagen komme ich mir wirklich vor wie ein Fremdenführer. Aber solche Touren machen ja auch Spaß, weil wir natürlich auch sehr stolz sind. Am meisten beeindruckt die Besucher die Größe und die hohe Qualität des Gebäudes. Ich glaube, viele haben hier mit einem Billigbau gerechnet und sind dann sehr überrascht, was man mit Partnern alles umsetzen kann. 
 
Gibt es eine Idee oder ein Detail, auf das du besonders stolz bist? 
Stoll: Auf ganz, ganz viele. Das fängt an bei den extra hohen Duschen und endet nicht bei den Kühlungsmöglichkeiten der Hallen und vielen weiteren Details. Gut, wir haben ja auch viele Zentren besucht und konnten dabei viele Ideen klauen. 

Die Duschen hängen auf 2,50 Meter Höhe

Lässt sich der OrangeCampus mit seinen vielen Bereichen und Möglichkeiten in einem Satz zusammenfassen?
Oettel:Nein, das ist nicht möglich. Für Basketballer ist der Campus Europas führendes Nachwuchsleistungszentrum. Für Ulmer undN eu-Ulmer ist er ein spannender Platz zum Verweilen und Entdecken.
Wer profitiert am meisten vom Campus?
Oettel:Die Bürger und Bürgerinnen der Region werden enorm von den Bildungs-, Gesundheits- und Sportangeboten profitieren. Unser Verein hat die Chance zu wachsen, um für noch mehr Mitglieder noch vielfältigere Sportangebote zu entwickeln. Ich sehe für jeden einen Nutzen, das war ja auch immer die Idee des
OrangeCampus.
 
Es gibt viele Standorte in Deutschland, die versuchen, ihren eigenen Nachwuchs auf Topniveau zu bringen – was nicht vielen gelingt. Auch in Ulm haben es bisher nur eine Handvoll Eigengewächse bis nach ganz oben geschafft. Kann der OrangeCampus hier den Unterschied ausmachen?
Stoll: Man muss immer sehen, wo wir herkommen. Die Jugend wurde ja deutlich später übernommen als der Profibereich und es geht auch nicht nur um die Toptalente. Ich glaube, wir haben in den letzten 15 Jahren aus vielen Kids bessere Menschen gemacht. Und ich bin sicher, in 20 Jahren werden viele Kids, die bei uns groß geworden sind, ihren Kindern erzählen, was sie für eine tolle Zeit im OrangeCampus hatten und wie er sie geprägt hat. Wenn dann noch ein paar erfolgreiche Basketballer dabei herauskommen, umso besser.
Dr. Thomas Stoll (li.) und Andreas Oettel stehen zu ihrer Heimat. Foto: Marcel Greiner
Als ihr vor 19 Jahren den Ulmer Basketball in der zweiten Liga übernommen habt: Was war damals wahrscheinlicher – die Landung eines Ufos oder die Aussicht auf eine Anlage wie den OrangeCampus?
Oettel:Wenn man sich vor Augen führt, wo der Basketball im Allgemeinen und wir im Speziellen 2001 in Ulm standen, war das, was jetzt hier für uns real ist, nicht im Ansatz vorstellbar.
Stoll: Außerdem ist der OrangeCampus doch quasi ein Ufo. Zumindest wenn man den Zitaten eines lokalen Backmittelherstellers glauben will.
 
Gibt es eine Art Schlüsselmoment, der die Idee von einem Nachwuchsleistungszentrum Jahre später in Gang gesetzt hat?
Stoll: Für mich nicht. Wir haben von Anfang an jungen Spielern eine Chance gegeben. Chris Grosse, Flo Möbius, Nils Mittmann, später Dru Joyce, Per Günther, Robin Benzing usw. Das hat sich dann weiterentwickelt, wobei wir auch das Glück hatten, viele Vorbilder auf der ganzen Welt zu sehen. Ob es der Campus von Benetton Treviso war, das Internat auf Gran Canaria, die NBA Trainingszentren, aber auch die Leistungszentren von RB Leipzig und VfB Stuttgart.
Oettel: Ich erinnere mich an ein Gespräch im Besprechungsraum des Ulmer Rathauses. Das war mitentscheidend dafür, dass der Campus an seiner jetzigen Stelle und in seiner aktuellen Dimension entwickelt werden konnte. Der damalige Ulmer Oberbürgermeister Ivo Gönner, der ehemalige Neu-Ulmer OB Gerold Nörenberg, Thomas Stoll und ich haben damals zum ersten Mal ernsthaft über das Grundstück am alten Donaubad nachgedacht. Das Gelände lag ja 20 Jahre lang brach und die Idee, dass der Sport alle unterschiedlichen Interessen vereinen könnte, entstand 2014 bei dieser Besprechung.

Billigbau made in Ulm!

Von dieser Besprechung bis zur Eröffnung vergingen sechs Jahre: Warst du dir immer sicher, dass aus der Idee auch Realität werden würde?
Oettel:Ja.
 
Der gesamte Komplex hat 23,5 Millionen Euro gekostet – was fraglos sehr viel Geld ist. Doch wer die Anlage mit all dem Hightech- und Highend-Equipment sieht, fragt sich: Wie machen die das?
Oettel:Absolut betrachtet sind 23,5 Millionen Euro ein Brocken. Aber wenn man sieht, was für diese Summe umgesetzt wurde, ist das mehr als erstaunlich. Wir haben auf dem Gelände fast 14.000 Quadratmeter nutzbare Fläche verbaut und dabei einen Quadratmeterpreis von 1680 Euro erreicht – wohlgemerkt inklusive hochmoderner Einrichtung. Wer sich ein bisschen im Bau auskennt weiß, das ist nicht viel. Insofern ist der OrangeCampus doch ein Billigbau, allerdings mit gehobenen Ansprüchen. Dieses Kunststückzu schaffen, gelingt nur mit Hilfe sehr vieler Partner.
 
Thomas, du hast 2012 mit der Eröffnung der ersten eigenen Trainingshalle gesagt: Das reicht nicht, wir brauchen mehr Platz. Jetzt ist der Platz da – was plant ihr als nächstes?
Stoll:Da gibt es schon noch einiges. Natürlich eine eigene Halle. Das hört sich bestimmt verrückt an, aber das könnte schon Sinn machen. Momentan zahlen wir einen großen Anteil des Etats an eine Halle, in der wir viele Vermarktungsmöglichkeiten nicht haben. Und natürlich ein Spielerhaus, in dem man Wohnen, Essen und Lernen noch besser kombinieren kann. Uns wird nicht langweilig.
 
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